MÜNCHEN Von 1959 an war der Münchner Maler Rupprecht Geiger viermal an der Kasseler documenta beteiligt. Seine völlig auf die Farbe reduzierte Malerei ist nicht zuletzt dadurch zu einer festen Größe in der deutschen Kunstlandschaft geworden. Und wo Geigers Bilder hängen – wie das Riesenformat im Treppenhaus der Neuen Galerie in Kassel -, da sind sie nicht zu übersehen, weil sie aus sich heraus leuchten.
Mehr als viele Op-art- und Lichtkünstler hat Geiger das Gleißen und Leuchten zu seinem Thema gemacht – und zwar mit den Mitteln der Malerei. Die Farbe selbst ist zum Boten des Lichts geworden: Rot-, Orange- und Pinktöne, die direkt ins Auge eindringen.
Rupprecht Geiger arbeitete zunächst als Architekt und malte auch Landschaftliches, bevor er sich Ende der 40er Jahre für die abstrakte Formensprache und dann für die reine Farbe entschied.
Der Maler hat sich auch intensiv mit konstruktiven Formen auseinandergesetzt (Quadrat, Kreis, Oval); zuweilen ordnete er einer dieser Grundformen seine gesamte Komposition unter. Mit Blick auf die Arbeit des Düsseldorfer Malers Gotthard Graubner entwickelten sich Vorstellungen vom Bild als „Farbkörper“ und „Farbraum“. Diese Begriffe sind mühelos auf Geigers Werk zu übertragen: Er schafft Bildräume, aus denen das Licht leuchtet.
Heute wird Rupprecht Geiger 90 Jahre alt. Aus diesem Anlaß ehrt die Städtische Galerie im Lenbachhaus (München) den Maler ab morgen mit der Ausstellung „Rot Gelb Blau“. Eine Geiger-Ausstellung hat auch die Stuttgarter Galerie Edith Wahlandt eingerichtet (bis 20. Februar).
In dem dazu erschienenen wohlfeilen Katalog berichtet Gerhard Mack, daß Geiger durch ein Straßenerlebnis zu seiner Signalfarbe Pink gekommen sei: „Als in den Trümmern Münchens ein amerikanischer Jeep hielt und ein Mädchen mit pinkrotem Pullover die Straße überquerte und sich reinsetzte, sei das wie ein Farbbogen gewesen, der sich in seine Erinnerung eingebrannt habe.“
HNA 26. 1. 1998
Farbe wird zum gleißenden Licht
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