Bilder von Lust und Untergang

Zum 70. Geburtstag von Paul Wunderlich

Der Maler Paul Wunderlich ist zu einer Legende geworden. Als 30- und 40jähriger feierte er durchschlagende Erfolge, weil er gegen den Trend arbeitete. Einerseits erregte er Aufsehen mit seinen Bildern, die die Brüchigkeit der politischen Vergangenheit – insbesondere der Nazi-Zeit – spiegelten, andererseits zog er viele mit seiner erotisch aufgeladenen, surrealen Malerei in den Bann.
Der aus Berlin stammende Maler, der heute 70 Jahre alt wird, ist in den letzten Jahren aber ins künstlerische Abseits geraten. Gewiß nicht deshalb, weil er es verstanden hat, seine Kunst gut zu vermarkten und aus seinen eingängigen Bildmotiven auch Skulpturen als Handschmeichler zu schaffen. In erster Linie ist es wohl die
aalglatte Schönheit seiner Werke, die ihn um seine künstlerische Faszination brachte. Die Bilder und Objekte erscheinen vielfach als gut konsumierbar und sind ohne Widerhaken und Rätsel.

Die Meisterschaft, über die Paul Wunderlich verfügt, ist zur grandiosen Perfektion geworden. Die Motive sind vollendet, aber beliebig. Sie sind kühl und künstlich, als kämen sie aus einer anderen Welt. Wunderlich ist ein Alleskönner.
Vollendet spielt er mit, den Körpern, die er in seinen Bildern nach Belieben formt. Daß ihn als Manieristen dabei die Lust und der Tod besonders anziehen, liegt nahe. Zeitweise galt er als ein Meister der Erotik und hatte dementsprechend in den prüden Jahren auch mit den Gerichten zu tun. Seine frühe Botschaft war unüberhörbar; sie erzählte von Begierde und Untergang. Die Botschaft ist verklungen. Geblieben sind die Formen als leere Hüllen.

HNA 10. 3. 1997

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