Tilman Osterwold für ein Jahr Ausstellungsleiter im Fridericianum
Der langjährige Direktor des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart, Prof. Tilman Osterwold, übernimmt für die Zeit
bis Ende 1996 die Leitung der Kunsthalle Museum Fridericianum in Kassel.
Obwohl die materiellen Voraussetzungen schlecht sind, ist es gelungen, für die Kunsthalle Museum Fridericianum in Kassel als Nachfolger von Veit Loers für die Zeit bis Ende 1996 einen hochrangigen künstlerischen Leiter zu gewinnen: Prof. Tilman Osterwold erklärte sich bereit, auf Honorarbasis im Fridericianum die Ausstellungsregie zu übernehmen.
Osterwold (Jahrgang 1943) hatte nach seinem Kunstgeschichtsstudium als Volontär an der Hamburger Kunsthalle gelernt. Rund 20 Jahre lang hatte er den Württembergischen Kunstverein geleitet und bundesweit profiliert, bevor er 1993 eine Professur für Kunstgeschichte in Stuttgart erhielt.
Für Kassel plant Osterwold drei bis vier Ausstellungen zum künstlerischen Selbstverständnis (Thema: Collaborations, Kooperationen). In seinem Konzept schlägt er unter anderem eine Gegenüberstellung Andy Warhols, Jean-Michel Basquiats und Francesco Clementes vor, eine Ausstellung zu Gilbert und George sowie eine Schau, die sich mit Readymades (Fertigprodukten in der Kunst) befaßt.
Da das Museum Fridericianum bis Ende nächsten Jahres durch die Ausstellung 120 Meisterwerke im ersten Stock blockiert und entsprechend auch der Etat reduziert ist, war es nicht leicht, für die Übergangszeit bis zum documenta-Jahr 1997 einen Nachfolger für den nach Mönchengladbach gewechselten Veit Loers zu finden. Kassels Oberbürgermeister Georg Lewandowski versicherte als Vorsitzender des documenta-Aufsichtsrates gestern vor der Presse, daß die Kunsthalle auch nach 1997 fortgeführt werde. Bereits jetzt sollen die Bemühungen anlaufen, für die Vertragszeit 1997 bis 2001 einen künstlerischen Leiter zu finden. Das habe gestern der Aufsichtsrat beschlossen.
Die angekündigte Pressekonferenz zur documenta 10 (1997) soll am 5. Oktober in der documenta-Halle stattfinden. Bei dieser Gelegenheit will documenta-Leiterin Catherine David das Logo und ihr Team vorstellen. Der Aufsichtsrat nahm zustimmend zur Kenntnis, daß ab 1. September Hortensia Völckers (Jahrgang 1958) als Assistentin von Catherine David tätig sein wird. Seit 1989 leitet Hortensia Völckers in München die Tanz-Biennale. Für die Mitarbeit an der documenta wurde sie freigestellt. Der documenta-Aufsichtsrat hofft, bis zu seiner nächsten Sitzung am 27. September einen Nachfolger für den gekündigten Geschäftsführer Roman Soukup gefunden zu haben; kommissarischer Geschäftsführung ist Frank Petri. Ferner beschloß der Aufsichtsrat, die documenta-Kataloge beim Stuttgarter Cantz-Verlag (wie 1992) drucken zu lassen. Der Verlag hat sich verpflichtet, Aufträge auch an Kasseler Firmen zu vergeben.
HNA 26. 8. 1995