Der Maler kultischer Figuren

Horst Antes, der heute 60 Jahre alt wird, ist das Opfer einer selbstgeschaffenen Legende: Bis in die 70er Jahre hatte er mit großer Beharrlichkeit Bilder gemalt, auf denen bunte Figuren im Profil zu sehen waren, deren übergroße Köpfe direkt auf den Beinen saßen. Indem Antes dieses Thema bis zur Erschöpfung variierte, wurden die „Kopffüßler“ zu seinem Etikett. Mit ihm wird Antes‘ Werk auch heute noch versehen, obwohl er sich längst in andere künstlerische Regionen begeben hat. Heute kann der Karlsruher Akademie-Professor ein reich differenziertes malerisches Werk vorweisen, das längst nicht mehr so gegen den Trend angelegt ist, wie es in den 70er und 60er Jahren der Fall war.

Horst Antes zum 60.

Erschienen die „Kopffüßler“ früher als eigenwillige, fast trotzige Formulierungen gegen die abstrakte Moderne, so sind
sie heute als kultische Figuren einzuordnen. Antes ist nicht zufällig an die archaische Form der Profilfigur mit dem übergroßen Kopf geraten: Seit langem setzt er sich mit indianischen Kulturen auseinander und übernimmt aus denen Elemente, um zeichenhafte Bilder für unsere Zeit zu komponieren. Der aus dem hessischen Heppenheim stammende Antes hat etliche seiner Formen in eine plastische Gestalt, in Skulpturen, übertragen. Dieser Umgang mit der dreidimensionalen Form wirkt auf die Malerei der letzten drei Jahrzehnte zurück. So gleichen einige Bilder gemalten Reliefs. Noch wichtiger aber ist ein anderer Entwicklungsschritt: Schon vor vielen Jahren wandte sich Antes von der bunten Figurenmalerei ab und gelangte zu dunklen, mystischen und manchmal rein malerischen Kompositionen.

28. 10. 1996

Schreibe einen Kommentar