Die Spiegelung der Politik in der Kunst

Der Arnold-Bode-Preis ist kein documenta-Preis. Offiziell jedenfalls nicht. In der Praxis aber sind die Auszeichnungen in der überwiegenden Zahl mit Blick auf documenta-Beiträge vergeben worden. Anders verhält es sich bei der Preisträgerin 2011 – der in London lebenden Polin Goshka Macuga (Jahrgang 1967). Sie hat ihre erste documenta-Teilnahme noch vor sich, ist also auf Grund ihres bisherigen Schaffens und damit auf Grund der Einladung zur dOCUMENTA (13) ausgewählt worden.
In ihrer Laudatio auf Goshka Macuga konzentrierte sich Carolyn Christov-Bakargiev auf die exemplarische Beschreibung und Analyse einer Arbeit der Künstlerin, nämlich auf The Nature oft he Beast, eine Installation, die die Künstlerin 2009 für die Whitechapel Gallery angefertigt hatte. Das Zentrum der Installation bildete der Wandteppich, der 1955 in Originalgröße nach Picassos Guernica hergestellt worden war und seit 1985 als Leihgabe im Sitzungssal des Sicherheitsrates in New York hängt. Zwei Gründe gab es für Goshka Macuga, den Guernica-Teppich auszuleihen: Picassos Gemälde war 1939 als ein Protest gegen den spanischen Bürgerkrieg in der Whitechapel Gallery ausgestellt worden. Und US-Außenminister Colin Powell hielt 2003 genau vor dem Guernica-Teppich seine Rede zur Begründung des Irak-Krieges. Allerdings war zuvor der Wandteppich mit einem blauen Vorhang verhüllt worden.

Mit ihrer Rede ließ Carolyn Christov-Bakargiev die komplexe Arbeitstechnik der Künstlerin anschaulich werden – wie sie wissenschaftlich recherchiert und künstlerische Positionen spiegelt, um dann politische Zusammenhänge und Widersprüche sichtbar werden zu lassen.
25. 10. 2011

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