Ab nach Kassel!

Oft sind es die Menschen, die von außen kommen, die verborgene Schönheiten oder Strukturen einer Stadt entdecken und sichtbar machen. Claes Oldenburg, der durch seine weichen und ins Überdimensionale gesteigerten Skulpturen bekannt geworden ist, hat Kassel einen solchen Dienst erwiesen. Als er 1982 auf Einladung von Rudi Fuchs zur documenta 7 einen Standort für eine Skulptur suchte, entwickelte er den Plan, am Ufer der Fulda eine zwölf Meter hohe Spitzhacke aufzustellen. Die zahlreichen Baustellen im Innenstadtbereich hatten Oldenburg auf die Idee gebracht. Dabei ersann er die Vorstellung, Herkules, der hoch oben über der Stadt als Krönung einer barocken Gartenarchitektur thront, habe die Spitzhacke an die Fulda geschleudert. Dementsprechend hatte er als Standort den Punkt zwischen Orangerie und Drahtbrücke gewählt, an dem die barocke Achse vom Herkules über das Schloss Wilhelmshöhe und die fünf Kilometer lange, schnurgerade Wilhelmshöher Allee enden würde, wenn sie bis zur Fulda ginge. Der Stiel der Spitzhacke stellt andeutungsweise die Verlängerung der Achse her und bringt an einem Ort, an dem man den Zusammenhang vergessen hat, in Erinnerung, wie stark die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadt noch heute vom Erbe der hessischen Landgrafen geprägt wird.
Die ehemalige Residenzstadt Kassel, die den Verlust ihres Zentrums im Bombenhagel des Krieges bis heute nicht verwunden hat, profitiert noch immer vom Erbe der Landgrafen. Sie gaben der Stadt ihre Grundstruktur, hinterließen drei gewaltige Parkanlagen (Wilhelmshöhe, Karlsaue und Wilhelmsthal) mit ihren Schlössern, begründeten das Theater, schufen die international geschätzten Kunstsammlungen, gründeten die Kunstakademie (heute Kunsthochschule), aus deren Nachfolgeeinrichtung heraus Arnold Bode die documenta-Idee entwickelte, und errichteten am Friedrichsplatz das Fridericianum als ersten öffentlich konzipierten Museumsbau.
Dieser kulturelle Reichtum steht im Gegensatz zu einer öffentlichen Armut einer Stadt, die mit dem Krieg einen Teil ihrer Zentrumsfunktion eingebüßt hat und unter dem industriellen Niedergang leidet. Vor allem hat die durch die Wiedervereinigung zurückgewonnene Mittelpunktlage ihr nicht den erhofften Aufschwung beschert. So verfällt die Stadt immer wieder ins Selbstmitleid darüber, dass sie zwar durch die Autobahnen und den ICE gut angebunden ist, dass sie aber ein Ort ist, den „der Rest der Welt nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn kennt“, wie der Zyniker Matthias Altenburg schreibt.

Parks

Kassel und seine Umgebung sind von einer bergigen Waldlandschaft begünstigt. Den Landgrafen aber war die freie Natur nicht gut genug . Sie wollten auch ihr ihre Formensprache aufdrücken: Ab 1701 ließ Landgraf Karl am Hang des Habichtswaldes den Barockpark anlegen, der durch die Kaskaden und den Herkules zum Anziehungspunkt und Wahrzeichen Kassels werden sollte. Der nach den Plänen des Italieners Giovanni Francesco Guerniero angelegte Park und dessen Bauten imponieren in ihren Ausmaßen, erreichten aber nur ein Drittel ihrer gedachten Größe. Das Oktogon, auf dem die 30 Meter hohe Pyramide und der 8,25 Meter große kupferne Herkules stehen, hat die Größe eines Schlosses. Von dort oben geht der Blick über die Kaskaden zum Schloss Wilhelmshöhe und auf die im Tal liegende Stadt, die auf der anderen Seite vom Kaufunger Wald und der Söhre eingegrenzt wird. (Herkules und Oktogon sind vom 15. März bis 15. November täglich von 10-17 Uhr geöffnet; die Wasserspiele im Park sind von Himmelfahrt bis Anfang Oktober mittwochs und sonntags ab 14.30 Uhr zu bewundern)
Rund 80 Jahre später ließ Landgraf Wilhelm IX. Den Park weitgehend in einen englischen Landschaftsgarten umgestalten, der heute immer wieder dadurch beeindruckt, dass die Übergänge vom Park in den Wald bruchlos sind. In der Zeit (1786-1801), in der das dreiflügelige Schloss Wilhelmshöhe entstand, wurde im Park auch die Löwenburg als mittelalterliche, ruinenhafte Trutzburg erbaut (Di-So 10-17 Uhr, letzte Führung 16 Uhr).
Der Maler und Bildhauer Markus Hutter und der Landschaftsarchitekt Herwig Thol wollen in diesem Sommer an die barocke Park-Illumination mit einem künstlerischen Projekt anknüpfen: Unter dem Titel „Licht(e)wege“ sollen in dem Parkbereich zwischen Schloss Wilhelmshöhe und der Teufelsbrücke Künstler Lichtinstallationen schaffen, die vom 29. Juni bis 28. Juli jeweils ab Dämmerung bis 1 Uhr zu erleben sein sollen.
Noch vor dem Bergpark wurden um 1600 unterhalb der Stadt die Anfänge für die Karlsaue geschaffen, die um 1770 als barocke Anlage vollendet wurde und deren Zentrum die Orangerie mit ihren beiden Pavillonbauten ist. Die Karlswiese und die von dort ausgehenden Achsen sprechen immer noch die barocke Sprache. Ansonsten wurde der Park auch nach englischem Vorbild umgestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte der innenstadtnahe Park durch zwei Bundesgartenschauen (1955, 1981) neu auf. Er wurde durch den Rosenhang und später durch ein großes Freizeitgelände auf der anderen Fuldaseite erweitert.
Fast parallel zur Karlsaue wurde weit außerhalb der Stadt in Wilhelmsthal (heute: Calden), am Ende der von Wilhelmshöhe kommenden Rasenallee, nach Plänen von Francois de Cuville´s der Park rund um ein Rokokoschloss angelegt. Das Schloss (05674-6898, Di-So 10-17 Uhr) glänzt durch seine historischen Räume, das erhaltene Mobiliar, das Porzellan und die Gemälde von Heinrich Tischbein. Die Attraktion im Park ist die von Knobelsdorff entworfene Grotte mit ihren Wasserspielen und goldenen Putten. Alle drei Parks sind als ein landgräfliches Ensemble zu sehen und sollen daher gemeinsam für die Unesco-Welterbeliste (2016) angemeldet werden.

Museen
Den größten Museumskomplex bilden die Staatlichen Museen Kassel, zu den die Gemäldegalerie Alte Meister und die Antikensammlung, die Grafische Sammlung, die Neue Galerie, das Landesmuseum mit Torwache und das Museum für Astronomie und Technikgeschichte gehören (0561-93777, www.museum-kassel.de ).
Die Gemäldegalerie Alte Meister und Antikensammlung, Schloss Wilhelmshöhe (Di-So 10-17 Uhr): Eine Wiedergeburt feierte die Gemäldegalerie vor zwei Jahren, als sie sich im umgebauten Schloss Wilhelmshöhe in neuer Gestalt präsentierte. Der Mittelbau des 1786 bis 1801 errichteten Schlosses war im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 60er-Jahren außen historisch, aber innen als moderne Ausstellungshalle wiederaufgebaut worden. Baumängel und Verbrauchsspuren machten eine Sanierung der 1974 eröffneten Galerie unumgänglich. Der Münchner Architekt Stephan Braunfels schuf drei klassische Galerieetagen mit wechselnden Raumfolgen. Den Höhepunkt bildet das dritte Obergeschoss mit seinen Oberlicht-Laternen, wo die Hauptwerke der Niederländer zu bewundern sind. Vom Rembrandt-Saal mit der „Saskia“ und „Jakobs Segen“ blickt man durch Räume mit den Werken von Franz Hals („Der Mann mit dem Schlapphut“), van Dyck und Jordaens bis hin zu Rubens.
Die schwerpunktmäßig um 1750 entstandene Gemäldesammlung birgt auch Spitzenwerke von Dürer („Tucherin“), Tizian, Veronese und Murillo. In der Mitte des niedrigen zweiten Obergeschosses ist ein Raum für Wechselausstellungen, vornehmlich Grafik, geschaffen worden. Dort wird bis 23. Juni eine Auswahl von Grafik-Neuerwerbungen („Von Canaletto bis Baselitz“) vorgestellt. Vom 9. August bis 3. November steht die reich bemalte Tischplatte Martin Schaffners im Mittelpunkt einer Ausstellung.

Die um 1600 begründete Antikensammlung, die ägyptische, kretische, griechische und römische Werke enthält, hat in den vergangenen Jahrzehnten durch Schenkungen und Leihgaben an Gewicht gewonnen. Zu ihren Spitzenwerken gehören der „Kasseler Apoll“ und ein Abguss des „Herkules Farnese“. Die Abteilung kann sich nach dem Umbau im Eingangsgeschoss besser entfalten und im Souterrain (mit Bistro und Museumsshop) ständig die Korkmodelle antiker Bauten in Rom von Chichi zeigen.

Das Schlossmuseum (0561-9357100, Di-So 10-17 Uhr, www.Schloesser.Hessen.de) im Weißensteinflügel erinnert an die fürstliche Wohnkultur. In Filzpantoffeln rutschen die Besucher durch 30 historisch eingerichtete Schlossräume, zu denen ein edles Marmorbad und Mobiliar gehören, das aus der Zeit stammt, in der Napoleons Bruder Jerome als König von Westfalen in Kassel residierte.

Unmittelbar neben dem Schloss steht das 1808/09 von Leo von Klenze erbaute Ballhaus, das zuerst als Hoftheater diente. Der innen üppig ausgemalte Holzbau mit seinem Tonnengewölbe wird in den Sommermonaten für Wechselausstellungen genutzt. Bis 16. Juni ist „Wächtersbacher Steingut“ aus der Sammlung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen zu sehen. Vom 28. Juni bis 21. Juli folgt eine Schau zum Heinsius-Sander-Designpreis (Di-So 10-17 Uhr).

Die Neue Galerie (0561-709630, Di-So 10-17 Uhr), Schöne Aussicht, vereinigt die Kunstsammlungen der Staatlichen Museen und der Städtischen Kunstsammlungen vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Mehrfach war die Neue Galerie Schauplatz der documenta. In diesem Jahr kann sie ihren eigenen documenta-Bezug herstellen: Gezeigt werden vom 14. Juni 15. September die Erwerbungen aus der documenta seit 1982 – mit Gemälden unter anderem von Richter, Kirkeby, Lüppertz, Paladino, Armando und Hamilton , mit dem Spiraltisch von Mario Merz sowie mit Installationen und zahlreichen Modellen von Skulpturen. Außerdem werden die Grafiken und Objekte der documenta-Foundation und die eigenen Editionen der documenten 9 bis 11 präsentiert.
Die Sammlung der Neuen Galerie setzt bei dem Hofmaler Johann Heinrich Tischbein d. Ä. ein, der der erste Akademiedirektor war, vereinigt Werke von C.D. Friedrich, Carus und Hackert, hat einen Schwerpunkt bei der deutschen Malerei um 1900 (Paul Baum, Lovis Corinth und Liebermann) und konzentriert sich bei der Nachkriegskunst auf die abstrakte und konkrete Malerei. Ein besonderer Höhepunkt ist der Beuys-Raum mit der Installation „Das Rudel“.

Gegenüber von der Neuen Galerie liegt das Brüder-Grimm-Museum (Palais Bellevue, 0561-15209, täglich 10-17 Uhr), das sich als Forschungsstätte versteht und das Schaffen der Bibliothekare, Sprachforscher und Märchensammler Jakob und Wilhelm Grimm dokumentiert, die vor ihrer Zeit in Göttingen und Berlin ab 1816 in Kassel tätig waren. Außerdem erinnert das Museum an den Malerbruder Ludwig Emil Grimm. In dem Museum beheimatet ist auch die Louis Spohr-Gedenk- und Forschungsstätte.

Zu den Schätzen, die die Grimms hoben, zählt das Hildebrandslied. Es ist zusammen mit anderen Handschriften-Kostbarkeiten sowie frühen Drucken im Ausstellungsraum der Murhardschen Bibliothek am Brüder-Grimm-Platz zu besichtigen (0561-8047301).

Direkt daneben findet man das 1912 von Theodor Fischer erbaute Hessische Landesmuseum (Di-So 10-17 Uhr). Das Eingangsgeschoss führt in die hessische Vor- und Frühgeschichte. Im 1. Stock residiert das Deutsche Tapetenmuseum , dessen einzigartige Sammlung daran erinnert, dass einst die Tapetenindustrie einen Produktionsschwerpunkt in Kassel hatte. In der Etage darüber präsentiert sich in neuer, ansprechender Konzeption unter dem Titel „Schatzkunst“ die Abteilung Kunsthandwerk und Plastik der Staatlichen Museen Kassel. Das vor dem Landesmuseum stehende Torwachengebäude (0561-78460,Di-So 10-17 Uhr) lässt die Entwicklung des Designs seit Mitte des 19. Jahrhunderts nachvollziehen.

Ursprünglich skeptisch betrachtet, ist das Museum für Sepulkralkultur (Weinbergstraße 25-27, 0561-918930, Di-So 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr, www.sepulkralmuseum.de) bei den Kasseler Museumsnächten zu einem Renner geworden. Das Museum, das aus dem Archiv der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal hervorging, zeigt Bilder und Objekte, die mit dem Sterben, der Bestattung und dem Gedenken zu tun haben. In dem architektonisch interessanten Bau, der eine alte, vom Verfall gezeichnete Villa durch ein modernes Glashaus ergänzt, sind die Wechselausstellungen fast noch wichtiger geworden als die Sammlung. Im Sommer der Documenta 11 ist vom 18. Mai bis 29. September die Ausstellung „Game over“ zu sehen, in der vom alten Karten- bis zum aktuellen Computerspiel alle Variationen von Gesellschaftsspielen zu sehen sind, die mit dem Tod zu tun haben.

Das 1603 bis 1606 als Theater errichtete Ottoneum dient als Naturkundemuseum (Steinweg 2, 0561-7874014, Di-So 10-17 Uhr). Auch die Ursprünge dieser Sammlungen liegen in landgräflicher Zeit. Zu den internationalen Attraktionen gehören die Schildbachsche Holzbibliothek aus dem späten 18. Jahrhundert, die jeweils aus einem buchförmigen Holzkasten besteht, in dessen Innerem man die Blüten, Blätter, Früchte und Beschreibungen des Baumes finden, aus dem der Kasten angefertigt wurde. Eine andere Sehenswürdigkeit ist der sogenannte Goethe-Elefant, an dem der Dichter und Naturforscher seine Studien zum Zwischenkieferknochen trieb. Neben den reichen historischen Beständen, darunter das im 16. Jahrhundert entstandene „Herbarium vivum“ mit 746 Pflanzen, gibt es Abteilungen, die zu den aktuellen Problemen der Ökologie führen.

Das Stadtmuseum (Ständeplatz 16, 0561-7874100, Di-Fr 10-17 Uhr, Sa-So 10-13 Uhr) ist erst gut 20 Jahre alt. Die Ausstellungsräume beschwören das alte, in Schutt und Asche versunkene Kassel, Bürgerräume des 19. Jahrhunderts und die Jahre der Nazizeit. Seine Wechselausstellung widmet das Stadtmuseum dem 500jährigen Bestehens des Orchesters, das zum Staatstheater gehört.

Für alle Freunde der Bau- und Bildhauerkunst ist der Besuch des Marmorbades (0561-18809, Besuch nur im Sommer an Wochenenden im Rahmen von Führungen oder auf Anfrage) ein Muss. Das im Westpavillon an der Orangerie errichtete Bad hat wahrscheinlich nie seinen Sinn erfüllt und Berichte von Orgien in Rotwein sind Legende. Zu einem Fest für die Augen wird das Bad durch die farbigen Marmorplatten und durch die Skulpturen und Reliefs von Etienne Monnot (1657-1733), die den Metamorphosen von Ovid gewidmet sind.

Eine riesige gelbe Sonne über der Eingangstür der Orangerie kündet, dass hier das Museum für Astronomie und Technikgeschichte beheimatet ist (Karlsaue, 05671-715435, Di-So 10-17 Uhr). Seine Entstehung verdankt die Sammlung dem Erhalt der Instrumente, die zur ersten Sternwarte Europas (1560 begründet) gehörten.: Fernrohre, Uhren und Globen. In späteren Jahrhunderten kamen andere Instrumente zur Zeit- und Raummessung hinzu, außerdem optische Geräte, Kameras , Rechenmaschinen und Computer. Im Kuppelsaal der Orangerie ist ein Planetarium eingerichtet worden.

Kunsträume

Der Kasseler Kunstverein (0561-771169) durfte mit der Kunsthalle zusammen in das Fridericianum ziehen. Diesen Vorzug muss er damit bezahlen, dass er wie die Kunsthalle im documenta-Jahr das Feld räumen muss. In diesem Jahr findet er Zuflucht in einem ehemaligen Industriegebäude (Erzbergerstr. 15, Nähe Kulturbahnhof), Die am 12. April beginnende und bis 20. September laufende Ausstellungsreihe heißt –wie der Reißverschluss – „Zipp“. Nach dem Reißverschlusssystem sollen Ausstellungen ineinander greifen. Zu sehen sind jeweils zwei parallele Ausstellungen, von denen jeweils eine nach drei Wochen wechselt. Beteiligt sind Jürgen O. Olbrich, Olav Westphalen, Ben Patterson, Veronika Veit, Rudolf Herz, Peter Zimmermann, Christine Biehler und Tom Wood (Mi-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, während der Documenta 11 täglich 16-22 Uhr).
Eine feste Adresse hat die komische Kunst in der Caricatura im Kulturbahnhof (0561-776499, täglich 10-20 Uhr, www.caricatura.de). Die Cartoon-Galerie widmet sich in diesem Sommer dem englischen Humor.
Ebenfalls im Kulturbahnhof ist das Kasseler Architektur-Zentrum (KAZ, 0561-707750) beheimatet, das Beiträge zur zeitgenössischen Architektur zeigt. Unter dem Titel „architectdocuments“ präsentieren 50 internationale Architekten Arbeiten, die mit dem Wechselverhältnis von Kunst, Architektur und Ausstellen zu tun haben. Die Schau läuft parallel zur Documenta 11 und ist an deren Öffnungszeiten gekoppelt.
Die Kunstagentur Karin Melchior (Terrasse 15, 0561-16730, www.galerie-melchior.de) widmet sich im Sommer Kasseler Künstlern: Vom 23. Mai bis 7. Juli werden neue Bilder von Michael Fieseler gezeigt, vom 11. Juli bis 19. September sind Fotogramme von Floris M. Neusüss zu sehen.
Am Friedrichsplatz, schräg gegenüber vom Fridericianum, steht die katholische Elisabethkirche, deren 50er-Jahre-Architektur nicht anzusehen ist, welches historische Erbe sie trägt. Daran erinnert aber eine Ausstellung im Sommer: Im 18. Jahrhundert war Landgraf Friedrich II, dem wir das Fridericianum verdanken, zum katholischen Glauben übergetreten, hatte aber zusagen müssen, seinen neuen Glauben im protestantischen Hessen nur insgeheim auszuüben. So ließ er sich vor 225 Jahren die im Krieg zerstörte Elisabethkirche erbauen, die äußerlich als Gotteshaus nicht erkennbar war. Für die Kirche bestellte er bei Johann Heinrich Tischbein acht Passionsgemälde und eine Himmelfahrts-Darstellung. Dieser Gemäldezyklus wird vom 29. Mai bis 22. September (0561-7004156, Mo-Do 11.30-18.30 Uhr, Fr-Sa 11.30-20.30 Uhr, So 12.30-128.30 Uhr) erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder gezeigt und unter dem Titel „Mensch-Himmelwärts“ mit Skulpturen von Thomas Virnich konfrontiert. Dazu gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm.
Beiträge der Evangelischen Kirche zur documenta haben schon Tradition. Zu der Veranstaltungsreihe„Der freie Blick“ gehören eine Ausstellung in der Martinskirche, Dialogreihen, Gottesdienste und ein Symposium im Evangelischen Forum am Lutherplatz (14.-16. Juni). Infos: 0561-7000619 und 9307150.

Hinter dem Namen „Kunstbalkon“ (Quiddestr. 3, 0561-283501) verbirgt sich so etwas wie eine Produzentengalerie. Unter dem Thema „Ins Licht setzen“ werden vier Ausstellungen organisiert (jeweils Do-So 19-22 Uhr): Judit Rozsas und Christine Reinckens (11.-26. Mai), Sabine Stange (1.-16. Juni), Hildegard Jaekel (22. Juni-7. Juli), Silvia Dasso, Borja Garcia de Soria, Antonio Saorin Falcon aus Genua (13. Juli-28. Juli).
Ausstellungsaktivitäten einzelner Künstler und Gruppen gibt es auch im Kulturhaus Dock 4, wo das documenta Archiv mit Artothek zu finden ist und die documenta-Leitung ihre Büros hat, und in der Kulturfabrik Salzmann, Sandershäuser Str. 34.

Essen/Trinken

Wer zur Documenta 11 kommt, muss kulinarisch nicht darben, auch wenn es Sterne höchstens auf den Cognac-Flaschen gibt. Da sich viele Kneipiers und Restaurants auf die hohe Zeit des documenta-Tourismus gesondert einstellen, können in diesem Sommer Öffnungszeiten verlängert und Angebote erweitert sein. Wer sich schon aus der Ferne über Restaurants (nach Nationalitäten geordnet), Szenekneipen und Bars informieren will, schaut im Internet bei www.cityzine.de (mit Routenplaner) rein. Grundsätzlich sollte man in den Restaurants reservieren.
Die Oldies unter den documenta-Besuchern sind schon in den 60er-Jahren zum Italiener Da Bruno (0561-14997) am Königsplatz gegangen. Bis hin zu Okwui Enwezor und seinem Team gehörten fast alle documenta-Leitungen zu den Gästen. Eine neue Italiener-Adresse gibt es einen Steinwurf weit entfernt in der Straße An der Garnisonkirche 2. Nachdem sich erst das Rossini auf zwei Etage als kleines exquisites Restaurant (0561-7393737) etabliert hatte, ist nebenan in der Garnisonkirchenruine das Caruso (0561-7013736) hinzugekommen. Einmalig die Kombination aus Ruine und modernem Glasbau.
Während unten im Fridericianum der Ägypter (0561-18050) mit seinen Spezialitäten aufwartet, gibt es auf der anderen Seite vom Friedrichsplatz den ebenfalls schon eingesessenen und immer wieder geschätzten deutschen Italiener San Marco (Friedrichsplatz 10, 0561-16869).
Wer bereit ist, für ein ausgezeichnetes italienisches Essen auch das engere Zentrum zu verlassen, ist bei folgenden Adressen gut aufgehoben: Gambero Rosso (Gräfestraße 4, 0561-285381), Raffaello (Feerenstr. 7a, 0561-284007), La Frasca (Jordanstraße 11, 0561-14494) und Spohr´s Restaurant (Schönfelder Str. 41, 0561-23456).
Die meisten documenta-Gäste suchen das Naheliegende. Das ist im Kulturbahnhof das Gleis 1 – ein Szene-Bistro und -Restaurant, das sich spätabends in eine Disco verwandelt (0561-780160). Bislang eine Szene-Kneipe für die jüngere Generation ist das Wolpertinger Brauhaus (0561-577557) auf dem Gelände der ehemaligen Binding-Brauerei. Dadurch dass das Gelände nun Standort der Documenta 11 ist, wird es zum beliebten Treff der Kunstjünger werden. Im Souterrain des Kulturhauses Dock 4, auf der Rückseite vom Fridericianum, findet man das Goodlife (Untere Karlsstraße 4, 0561-1094675). Ein neuer beliebter Treff (auch zum Essen) ist das Casa Columbiana (Friedrichstr. 36, früher Hölkesches Haus, 0561-1094930).

Gute Adressen für das Speisen nach deutschen und internationalen Rezepten außerhalb des engeren Zentrums sind das Restaurant im wunderschön gelegenen Schlösschen Schönfeld (Park Schönfeld, 0561-22050), wo man Französisches in Ruhe genießen sollte; das Steinerne Schweinchen (Konrad-Adenauer Str. 117, 0561-940480), ein beliebtes Tagungs- und Speiserestaurant an der BAB-Abfahrt Kassel-Wilhelmshöhe; der Gutshof (Wilhelmshöher Allee 347a, 0561-32525) und die Pfeffermühle (Hotel Gude, Frankfurter Str. 299, 0561-48050).
Eine neue Attraktion ist das Eiscafe´ Zanetti e Cais im zweiten Stock der eben fertiggestellten Einkaufsgalerie CityPoint am Königsplatz (0561-7014880), von dem aus man den Platz und die Königsstraße überblickt. Die vorgesetzte Glasfassade des CityPoints hat übrigens Thomas Bayerle gestaltet, indem er kleine Fotos aus Kassel als Bildpunkte auf die Glasfläche drucken ließ.
Bei schönem Wetter locken am Rande der Innenstadt die Cafe´- und Biergärten wie der Kulturgarten Rondell (0561-5625383) direkt über der Fulda mit Blick auf die Unterneustadt und das Lohmann (Königstor 8, 0561-12290), das seit den 50er-Jahren beliebter Treff ist und vor einem Jahr neu eröffnete.

Unterkunft

Obwohl Kassel in den vergangenen Jahren zusätzliche Hotels bekommen hat, sollten diejenigen, die für mehrere Tage zur Documenta 11 anreisen, gebucht haben.
Hotel-Vermittlung: Kassel Service GmbH, Obere Königsstraße 15, 34117 Kassel, Tel. 0561-707707, Fax 0561-7077169, www.kassel.de, E-Mail: ksq@kassel.de
Jugendherberge, Schenkendorfstraße 18, 34119 Kassel, Tel. 0561-776455, Fax 0561-776832, E-Mail: kassel@djh-hessen.de

art spezial Documenta11 – Juni 2002

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