Ja zu Bonks Wörterbuch-Werk

Ecke Bonks mehrteilige Arbeit zum Deutschen Wörterbuch, die in der Documenta 11 im Fridericianum zu sehen war, gehört nach Kassel. Diese Meinung hat Kulturdezement Thomas-Erik Junge in einem Gespräch dem in Karlsruhe lebenden Künstler übermittelt. Er hat ihm zugleich versprochen, sich für den Ankauf der Arbeit einzusetzen, ohne allerdings auch eine Finanzierungszusage machen zu können. Die Stadt sei allenfalls in der Lage, für eine Anschubfinanzierung zu sorgen. Wie berichtet, soll die dreiteilige Arbeit einschließlich der technischen Ausstattung 220 000 Euro kosten.

Bei seinen Bemühungen um das Bonk-Werk findet der Kulturdezernent auch außerhalb des Rathauses Unterstützung. So setzt sich in Abstimmung mit dem Universitäts-Präsidenten Prof- Rolf-Dieter Postlep der Direktor der Uni-Bibliothek, Dr. Axel Halle, für den Erwerb der Arbeit ein. Die Uni-Bibliothek verwaltet gewissermaßen das Erbe der Brüder Grimm: Zu ihr gehören die Bestände der früheren Landesbibliothek, in der Jacob und Wilhelm Grimm arbeiteten und ihre Forschungen an der deutschen Sprache begannen.

Auch der Germanist und Sprachforscher Prof. Andreas Gardt von der Universität Kassel würde sich darüber freuen, wenn Bonks Werk nach Kassel käme. Er hat bereits Kontakt zu dem Künstler aufgenommen. Mit besonderer Energie setzt sich Ewald Griesel vom Vorstand der Kasseler Sparkasse für den Ankauf ein. In Bonks Arbeit sieht er ein herausragendes Mittel, um Kassel
als Zentrum der Grimms zu stärken und eine Brücke zwischen der Sprachforschung und Kunst herzustellen.

Griesel ermuntert den Künstler, mit Hilfe von Editionen ein breiteres Interesse für die Arbeit zu wecken und zur Finanzierung des Ankaufs beigetragen. Dabei denkt er daran, an die erfolgreiche Spendenwerbung für Borofskys „Himmelsstürmer“ anzuknüpfen.

Richtig ist zwar, dass Ecke Bonk als ideales Ziel vorschwebt, die originalen Wörterbuch-Einzelausgaben sowie die Projektionen der rund 300 000 Stichworte sowie Worterläuterungen in einem „Haus der Wörter“ zu zeigen. Er kann sich aber auch vorstellen, dass die Arbeit nicht dauerhaft an einem Ort präsentiert wird, sondern dass sie je nach Anlass an wechselnden Standorten zu sehen ist. Diese Uberlegung erleichtert offenbar die Gesnräche, weil sie nicht durch eine Suche nach einem festen Ort blockiert werden.

Auch die Brüder-Grimm-Gesellschaft ist nach wie vor daran interessiert, dass Bonks Werk nach Kassel kommt. Das erklärte deren Präsident Wolfgang Windfuhr auf Anfrage. Windfuhr räumte ein, dass es im Verhältnis zu dem Künstler zu Irratationen gekommen sei. Die Grimm-Gesellschaft könnte nicht akzeptieren, wenn Bonk seine Arbeit zum Kern eines neuen Grimm-Forschungszentrums machen wollte. Die Kunst dürfe nicht die Allzuständigkeit — auch für die Wissenschaft — einfordem.

Wenn aber Bonk zu einer gleichberechtigten Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft am Wörterbuch interessiert sei, werde er sich für das Werk einsetzen. Dann wäre sogar ein Standort innerhalb des erweiterten GrimmMuseums ideal.
HNA 20. 2. 2003

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