Die Königsmacher

Vor fast genau einem Jahr begann in Kassel die documenta 9 als eine Kunstschau der Rekorde. Von vielen Kritikern wurde sie als Spektakel abgetan, und mehr als einmal wurde die Frage gestellt, ob sich die documenta-Idee nicht überlebt habe.

Wenn man aber in diesen Wochen Zeitschriften und überregionale Zeitungen durchblättert, dann ist von dem Abgesang auf die documenta als Institution kaum mehr etwas zu spüren. Im Gegenteil, fast scheint es so, als gebe es im Moment keine dringlichere Frage als die, wer denn die nächste documenta künstlerisch leiten solle. Nicht nur das: Es entsteht der Eindruck, als befände sich der von der Stadt Kassel und dem Land Hessen getragene Aufsichtsrat mitten im Findungsprozeß.

Namen schWirren durch den Raum. Harald Szeemann, der ewige Favorit einiger Kunstliebhaber, ist natürlich dabei. Und Katharina Schmidt, die gerade vom Kunstmuseum in Bonn nach Basel gewechselt ist – zum wiederholten Male und weil die documenta nun mal von einer Frau geleitet werden solle. Die Kunstzeitschrift „art“ brachte die Leiterin des „Musee d’Art Moderne de la Ville“ in Paris, Suzanne Pagé, ins Gespräch, und im „Spiegel“ klang es so, als könne der Direktor der Frankfurter Städelschule, Kasper König, in der Mainmetropole gar keine Termine mehr wahrnehmen, weil er teuf dem Sprung nach Kassel sei. Selbst Peter Iden von der „Frankfurter Rundschau“, für den die doctunenta eigentlich längst tot ist, spricht von einer Bewerbung Königs um die documenta-Leitüng.

Der Haken an der Ge¬schichte nur ist, daß die Gremien, deren Sache die KandidatenausWahl wäre, in dieser Angelenheit noch gar nicht getagt haben. Der Aufsichtsrat ist im Moment noch gar nichts aktionsfähig, weil aufgrund der ungeklärten kommunalpolitischen Verhältnisse in Kassel offen ist, wer als Oberbürgermeister an seine Spitze tritt, also ist auch noch keine Strategie zur documenta-Macher-Suche entwickelt und achon gar keine Fin¬dunekortunisston berufen.

Folglich haben wir es mit höchst voreiligen Königsmachern zu tun, wie es so schön in Anspielung auf den einen Kandidaten heißt. Im Moment bestehen die vergebenen Kronen nur aus heißer Luft. Und es ist sorgfältig zu prüfen, welche Nennungen einzelne Kandidaten wirklich nach vorn bringen und welche nur zurn vorzeitigen Verschleiß führen sollen. Schließlich geht es hier auch um Politik.

Schreibe einen Kommentar