Wie die documenta funktioniert

Von der Findungskommission bis zum Aufbau eines Leitungsteams

Mittlerweile ist es ein Ritus, den documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld 1997 einführte: Am letzten Tag einer documenta wird an einer Tür der documenta-Halle ein Schild mit den Daten der nächsten documenta angebracht. Das Schild ist Erinnerung und Versprechen zugleich. Arnold Bode hatte zwar schon von Anfang an davon geträumt, dass die documenta im Vier-Jahres-Rhythmus neu aufgelegt werden sollte. Doch bis zu seinem Tod im Jahre 1977 war das keineswegs sicher. Selbst in den frühen 80er-Jahren musste darum gerungen werden, das Museum Fridericianum als Stammgebäude und Symbol der documenta für die internationale Kunstausstellung vorzuhalten.
Zum festen Ablauf gehört heute: Im Jahr nach einer documenta wird eine (achtköpfige) internationale Findungskommission einberufen, die erst einmal Bilanz zieht und danach über Namen und mögliche Konzepte diskutiert. In der Regel werden sechs Kuratoren/innen eingeladen, ein Konzept einzureichen. Aus der Sechserrunde wird schließlich jemand vorgeschlagen, der/die dann durch den Aufsichtsrat berufen wird. Der/die Ausgewählte ist frei darin, in welcher Form das Leitungsteam gestaltet wird.

Dass heute die documenta nicht mehr alle vier, sondern alle fünf Jahre stattfindet, hat mit Konflikten in der Vergangenheit, aber auch mit dem gewachsenen Selbstbewusstsein zu tun. Die zweite documenta öffnete vier Jahre nach der ersten die Tore – so wie es Bode gewollt hatte. Doch schon im Vorfeld der dritten gab es so viele organisatorische und bauliche Probleme, dass der Ausstellungstermin um ein Jahr auf 1964 verschoben werden musste. Mit der vierten und fünften documenta wurde der Vier-Jahres-Rhythmus wiederhergestellt, doch der inhaltliche und personelle Streit um die Konzeption der documenta 6 war so zeitraubend, dass erneut um ein Jahr verschoben werden musste. Die documenta 7 hatte planmäßig vier Jahre später, nämlich 1981 und damit erneut parallel zur Bundesgartenschau stattfinden können. Doch da aus dem kulturellen Rahmenprogramm eine international beachtete Ausstellung geworden war, die eigene Publikumsströme anzog, entschied sich der Aufsichtsrat dafür, die documenta aus touristischen Gründen auf 1982 zu verlegen. Damit war der Fünf-Jahres-Rhythmus sanktioniert.
Die erste documenta war im Grunde aus einer Bürgerinitiative hervorgegangen und wurde ursprünglich von einem Verein getragen, der sich Gesellschaft für „Abendländische Kunst im 20. Jahrhundert“ nannte. Erst mit der zweiten documenta wurde die Ausstellung zu einer öffentlichen Institution: Es wurde die documenta GmbH gegründet, in der die Stadt Kassel Mehrheitsgesellschafterin war. 1961 trat das Land Hessen in die GmbH ein, die seit dem je zur Hälfte von der Stadt und dem Land getragen wird. Als Organe hat die documenta GmbH die Gesellschafterversammlung und den Aufsichtsrat.
Diese frühe Institutionalisierung täuscht darüber hinweg, dass die documenta immer wieder gefährdet war und keine feste Arbeitsbasis hatte. So wurde das Büro der documenta-Geschäftsführung und –Leitung nach jeder Ausstellung wieder aufgelöst. Erst 1974 wurde (mit halber Stelle) ein ständiger Geschäftsführer bestellt. Zur endgültigen Professionalisierung kam es 1989, als mit Alexander Farenholtz der erste hauptamtliche Geschäftsführer eingestellt wurde, der nun auch für den Kunsthallenbetrieb im Fridericianum und (ab 1992) für die Verwaltung der documenta-Halle zuständig war.

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