Die Kinder der documenta

Im Laufe der Jahre hat die documenta tiefe Spuren in Kassel hinterlassen. Die sichtbarsten sind die Außen- und Großskulpturen, die das Bild der Innenstadt prägen. Sie werden an anderer Stelle porträtiert. Auch Harry Kramers Künstlernekropole wäre ohne die documenta nicht begründet worden. Seit 1982 haben außerdem die Ankäufe für die Neue Galerie auch die Bestände dieses Museums verändert. Begleitend zur documenta (und auch zu deren Unterstützung gedacht) wurden die documenta Foundation und das documenta forum gegründet. Das wichtigste Kind der documenta ist aber das Gedächtnis der Ausstellung – das documenta Archiv.

documenta Archiv

Bereits 1961, als gerade mal zwei documenta-Ausstellungen erfolgreich über die Bühne gegangen waren, erkannte Arnold Bode, dass die documenta und deren Zeugnisse ein eigenes Kapitel der Kunstgeschichte darstellen. So regte er an, ein Archiv der documenta zu gründen, in dem alles gesammelt werden sollte, was mit der Ausstellung zu tun hatte – den Schriftverkehr und die Akten, Fotos und Pressestimmen, Bücher und Kataloge. Dieser Wunsch war deshalb richtig und dringlich, da in jener Zeit die Geschäftsstelle der documenta nach Abwicklung der Ausstellung aufgelöst wurde.

Die Stadt Kassel fand sich bereit, ein solches Archiv zu gründen. Obwohl das documenta Archiv als Dokumentensammlung und Bibliothek zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts mittlerweile internationalen Rang hat, ist es immer noch nur eine Einrichtung der Stadt, die auf Grund ihrer prekären Finanzlage das Archiv bei weitem nicht so ausstatten kann, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Eine immer wieder favorisierte Idee ist, das documenta Archiv unter das Dach der documenta GmbH zu holen, an der die Stadt Kassel und das Land Hessen zu je 50 Prozent beteiligt sind und aus deren Verfügungsgewalt das Gros der Dokumente und Akten kommt.
Das documenta Archiv ist gegenwärtig im Kulturhaus Dock 4 (Untere Karlsstraße 4) untergebracht. Den Kernbestand bildet das Akten- und Pressearchiv, das seit 1961 systematisch ausgebaut wird. Es umfasst 250.000 Zeitungsausschnitte, 150.000 Einladungskarten und ca. 2.000 Aktenmappen in 533 Archivkartons.
Zweiter Schwerpunkt ist die Bibliothek zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, die vornehmlich aus Ausstellungskatalogen, Künstlermonographien, Zeitschriften und Kleinschriften besteht. Mittlerweile gehören auch zahlreiche Diplomarbeiten über Aspekte der documenta zum Bestand.
Mehr als 3.000 Videotitel, 450 DVD, 25.000 Dias, 1.000 Ektachrome, 10.000 s/w-Fotos und 2.000 Künstlerporträts findet man im Medienarchiv. Derzeit werden mit Hilfe von Förderprogrammen Text-, Foto- und Videobestände digitalisiert.
Außerdem besitzt das documenta Archiv die Nachlässe des documenta-Gründers Arnold Bode sowie des Künstlers und Hochschullehrers Harry Kramer, der im Habichtswald die Künstler-Nekropole schuf.

documenta forum
Das 1972 von Arnold Bode begründete documenta forum ist ein eingetragener Verein, der sich für die Erhaltung und Weiterentwicklung der documenta-Idee einsetzt. Arnold Bode wollte sich mit Hilfe des Vereins ein Mitgestaltungsrecht an der documenta sichern und dem wachsenden politischen Einfluss entgegenwirken. Heute setzt sich das documenta forum
– für die Sicherung der finanziellen und räumlichen Bedingungen der documenta
– für den Ausbau des documenta Archivs
– für die sachgemäße Ausstattung der Kunsthalle Fridericianum
– für die Pflege der documenta-Außenskulpturen
– und für den Aufbau einer documenta-Sammlung (Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ein.

documenta Akademie
Bereits Ende 1959, als kurze Zeit nach Schließung der documenta II, arbeitete Bode an einem Konzeptpapier für die Folgeausstellungen. Darin formulierte er auch die Idee, jährlich eine Art Sommerakademie einzurichten und speziell im documenta-Jahr ein großes internationales Treffen von Dozenten und Studenten zu arrangieren und eine Ideal-Akademie einzurichten. Aus der Idee wurde nichts.
Ein halbes Jahrhundert später entstand unabhängig davon wieder eine Akademie-Idee. Bernd Leifeld entwickelte als documenta-Geschäftsführer das Konzept für die Schaffung von Künstler- und Atelierräumen im Dock 4 oder einem neu zu schaffenden documenta-Zentrum. Dort sollten seiner Vorstellung nach Kunsthochschul-Absolventen als Stipendiaten wohnen und arbeiten, die von den früheren documenta-Leitern ausgesucht werden. Die documenta Akademie unter dem Dach der documenta GmbH sollte eng mit dem documenta Archiv und der Kunsthochschule zusammenarbeiten. Zum Ende des Stipendiums sollten die jungen Künstler eine Ausstellung präsentieren. .

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