Aus dem Schutt der Geschichte

Ausstellung Peter Anders

Peter Anders haben wir als einen Maler kennen gelernt, der mitunter sehr eigene Wege geht. Jetzt hat er die Einladung zu einer Ausstellung in der Neuen Galerie zum Anlass genommen, um eine völlig andere Richtung einzuschlagen. Unter dem Titel „Daimonion“ präsentiert er eine dreiteilige Installation, die auf eindringliche Weise die Gegenwart mit der Zerstörung Kassels verbindet.

In der einen Ecke stehen, fast unauffällig, drei Monitore auf dem Boden, die den Himmel über Kassel zeigen: Rötliche Wolken am Abend und Flugzeuge, die in kaum erkennbarer Höhe weiße Kondenzstreifen über das Blau ziehen.

In den Schönwetter-Bildem steckt auch ein Rest von Bedrohung. Denn die Flugzeugbilder stellen eine Verbindung zu dem Luftangriff vor 60 Jahren her, bei dem Kassel in Schutt und Asche fiel. Peter Anders gelang es, Trümmerschutt aus jener Zeit, der bei der Wiedergründung der Unterneustadt zum Vorschein kam, zu sammeln.

Die Trümmerreste und Scherben hat er auf dem Boden ausgebreitet und zu einem Bild geformt. Stadt-Archäologie auf eine andere Art. Die Scherben stehen in direkter Beziehung zu einem Großfoto, das hinten in dem Raum frei aufgehängt ist. Das Monumentalbild einer exotisch wirkenden Landschaft entpuppt sich als das Foto der Sandgrube in Kaufungen, in die der Aushub aus der Unterneustadt zum Auffüllen gebracht worden ist. Anders holt also für die Besucher nicht nur den Schutt der Geschichte hervor, sondern er lässt auch den Kreislauf sichtbar werden: Die Trümmer der zerstörten Stadt, die aus dem Boden geholt werden, damit ein Wiederaufbau erfolgen kann, helfen die in die Landschaft geschlagenen Wunden schließen.
Peter Anders ist damit eine klare und ausdrucksstarke Arbeit gelungen.
HNA 10. 4. 2003

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