Erdarbeiten in der Kasseler Karlsaue begonnen – Finanzierung noch nicht ganz sicher
KASSEL. Auf der Karlswiese vor der Orangerie in Kassel haben gestern die Vorbereitungen für die Errichtung von Ausstellungspavillons zur documenta 12 begonnen: Eine Spezialmaschine hebt die Grasnarbe auf der Fläche aus, auf der die provisorischen Bauten entstehen sollen. Wegen der Nässe musste die Wiese erst gemäht und gekalkt werden. Wie berichtet, will documenta-Leiter Roger Buergel die Museumsstandorte Fridericianum und Neue Galerie um transparente, gewächshausartige Pavillons ergänzen, die ihm eine neue Form der Ausstellungsinszenierung ermöglichen sollen.
Die Pavillons, die eine Fläche von 10 000 Quadratmetern bieten sollen, kosten (außerhalb des Etats in Höhe von 19 Millionen Euro) etwa drei Millionen Euro. Die Finanzierung durch Sponsoren und Mäzene ist noch nicht ganz gesichert. Deshalb halten sich die documenta-Leitung und Geschäftsführer Bernd Leifeld die Möglichkeit offen, die Errichtung der Pavillons notfalls abzublasen. Allerdings sind sie zuversichtlich, dass das Vorhaben gelingt.
Leifeld sagte in einem Pressegespräch: Wir sind dabei, eine Vision zu realisieren. Das Risiko sei dadurch gemindert worden, dass ein dritter Hauptsponsor gewonnen werden konnte, der im Februar vorgestellt werden soll. Man habe jetzt begonnen, um im Zeitplan zu bleiben. Buergel betonte, dass es ihm nicht nur um zusätzlichen Raum gehe. Er wolle die Pavillons nutzen, um eine neue Form der Vermittlung zu erproben.
Eine Bielefelder Spezialfirma für Sportstättenbau will bis morgen Abend zur Vorbereitung des Fundaments die Grasnarbe entfernen. Die Standfläche für die Pavillons soll um 20 Zentimeter die Rasenfläche überragen und aus einer Schicht Schotter und einer Schicht Asphalt bestehen.
HNA 9. 1. 2006
Asphalt als Fundament
Erste Vorzeichen für den Pavillonbau auf der Karlswiese – Tageslicht-Ausstellung
KASSEL. Die aus Bielefeld herangeholte Spezialmaschine zum zentimetergenauen Ausfräsen des Rasens streikte schon nach kurzer Zeit. Der Grund: Wegen der milden und feuchten Witterung war das Gras auf der Karlswiese zu lang und zu feucht. So musste die Wiese erst gemäht und zur Verfestigung eingekalkt werden. Erst danach kann das Ausheben der Grasnarbe fortgesetzt werden. So wird sich die Vorbereitung der Fundamentierung bis morgen Abend verlängern.
In den nächsten Tagen wird auf der Fläche, auf der der Rasen entfernt wurde, Schotter aufgebracht. Auf diese etwa 15 Zentimeter hohe Schicht kommt eine acht Zentimeter dicke Teerdecke als eigentliches Fundament.
Obwohl die komplette Finanzierung der drei Millionen Euro für die documenta-Pavillons noch nicht gesichert ist, hat die documenta-Leitung gestern den Baustart gegeben, um den Zeitplan einzuhalten.
Wie documenta-Leiter Roger Buergel vor der Presse sagte, sei er bereit, dann, wenn die Finanzierung doch noch scheitern sollte, den Bau zu stoppen. Dann bliebe, so meinte er, die Baufläche als negativer Raum, als Bodenskulptur, zu sehen. Buergel: Wir brauchen das Element des Dramas wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Doch es spricht viel dafür, dass die Finanzierung gelingt und die Pavillons mit einer Ausstellungsfläche von rund 10 000 Quadratmetern kommen.
Das Risiko konnte dadurch gemindert werden, dass nach der Sparkassen-Finanzgruppe und Saab ein dritter Sponsor (der erst im Februar vorgestellt wird) gewonnen werden konnte. Dessen Mittel kommen dem Pavillon-Projekt zugute, während von den Saab-Geldern noch ein Teil für den eigentlichen documenta-Etat in Höhe von 19 Millionen Euro abgezweigt werden musste.
Roger Buergel und seine Co-Kuratorin Ruth Noack sind noch dabei, weitere Unterstützer für das Pavillon-Projekt zu gewinnen. Erste Mäzene konnte der Kreis um Arend Oetker schon anwerben. Jeder, der sich an der Spendenaktion (mit 30 000 Euro) beteiligt, wird symbolisch Eigentümer einer Metallstütze in den Pavillons.
Die Bauteile für die Pavillons sollen in zwei Wochen geliefert und in der documenta-Halle gelagert werden. Die Wände werden aus gewellten Platten aus Polycarbonat bestehen. Dieses Material ist besonders schlagfest, temperaturbeständig und transparent. Es ermöglicht Buergel, die documenta 12 weit gehend als eine Tageslicht-Ausstellung anzulegen. Die Wände sollen eine Wechselbeziehung von innen und außen herstellen und die Passanten zum Besuch anlocken. Auch setzen Buergel und Noack darauf, dass die barocken Sichtachsen durch die Pavillon-Bauten aufgenommen werden. Vor allem sollen die Pavillons der besseren Vermittlung dienen.
HNA 9. 1. 2006