Spekulationen um Künstlerliste

Erste Kandidaten für die documenta 12 werden genannt – Spiel mit den Mitteln der Kunst

Kassel. Es ist jedes Mal das gleiche Spiel: Je intensiver die Künstlerliste der documenta als Geheimnis gehütet wird, desto größer ist der Ehrgeiz der Medien, den Schleier zu lüften. Roger M. Buergel glaubte, dieses Spiel für die documenta 12 unterlaufen zu können, indem er vor einem Jahr die (alphabetisch) ersten und letzten Künstler seiner Liste preisgab: Der spanische Koch Ferran Adrià und der Pole Artur Zmijewski, der mit Fotografie und Musik arbeitet.
Allerdings kann diese Offenherzigkeit nicht verhindern, dass die Spekulationen weitergehen und Künstler als documenta-Teilnehmer genannt werden (wir berichteten gestern kurz). Den jüngsten Vorstoß unternahm die Kulturbeilage des „Spiegel“. In ihr wird Roger Buergel als einer der 50 Menschen vorgestellt, über die wir in diesem Jahr reden werden. In diesem Beitrag werden außerdem Saâdane Afif, Cosima von Bonin, Gerwald Rockenschaub und Jürgen Stollhans als documenta-Künstler genannt.
Die documenta-Leitung wollte die Namen nicht kommentieren. Man bleibe dabei, so Pressesprecherin Catrin Seefranz, über die ersten Namen hinaus keine weiteren bekannt zu geben. Allerdings wurde die Spekulation auch nicht als abwegig dementiert.
Alle vier Künstler verbindet eine gemeinsame Haltung: Sie sind nicht auf bestimmte Medien festgelegt, sondern entwickeln unterschiedliche Strategien, bei denen es immer darum geht, über die Kunst, ihre Ausdrucksmöglichkeiten und die Form der Ausstellung zu reflektieren.
Der Franzose Saâdane Afif (Jahrgang 1970) spielt mit den Formen des Interpretierens. Dabei verbindet er oft Bilder und Installationen mit Musik.
Die 1962 in Kenia geborene und in Köln lebende Cosima von Bonin arbeitet mit Textilien, Installationen, Filmen und Aktionen, um in der Nachfolge der Pop-art alltägliche Gegenstände und Situationen zur Diskussion zu stellen.
Der ebenfalls in Köln lebende Jürgen Stollhans (Jahrgang 1962) ist vorrangig Zeichner. In seinen Bildern und Installationen verknüpft er Eindrücke und Gedanken aus der Entwicklungsbiologie, Weltraumforschung, Politik und Mythologie, um gesellschaftliche Prozesse sichtbar zu machen.
Der Österreicher Gerwald Rockenschaub (Jahrgang 1952) ist ursprünglich Maler. Aus seinen konstruktiven Bildern hat er Arbeiten entwickelt, die Räume umgestalten und neu interpretieren. Gelegentlich reduziert er den künstlerischen Eingriff auf Raumelemente, die das Ausstellen kommentieren.
Zudem stehen Ricardo Basbaum, dessen Wannen-Objekte in verschiedenen Ländern kursieren, und Imogen Stidworthy als zwei Künstler fest, die den Entstehungsprozess der documenta begleiten. Außerdem wird Allan Sekula mit seinen Fotogeschichten in der documenta 12 vertreten sein.
HNA 6. 1. 2006

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