Denkpausen in Palmenhainen

Vermittlungskonzept der documenta 12 setzt auf den intensiven Dialog mit den Besuchern

BERLIN. Die kommende documenta will neue Wege in der Vermittlung gehen, um die Besucher besser erreichen und auf deren Fragen genauer eingehen zu können. Um auch während eines Ausstellungsrundganges Zeit und Raum für Gespräche zu haben, sollen in den Ausstellungshäusern Ruhe- und Gesprächsräume eingerichtet werden. Roger Buergel, der Leiter der documenta 12, hat ihnen den Namen „Palmenhaine“ gegeben. Ob in ihnen wirklich Palmen stehen werden, ist eher nicht zu vermuten. Doch die documenta-Leitung ist bemüht, diesen Räumen eigene Gestalt zu geben.
Ziel ist es, den Gruppen, die zu höchstens 15 Personen durch die documenta geführt werden, in den „Palmenhainen“ die Chance zu geben, Fragen zu stellen und auch eigene Antworten zu geben. Die Führer durch die Ausstellung (guides) werden zwar ausgebildet, um ihre Aufgabe erledigen zu können, sie sollen aber nicht als die Alles- und Besserwisser auftreten, die scheinbar auf alle Fragen eine Antwort kennen. Vielmehr sollen die Eindrücke der Besucher mit in das Gesamtbild einbezogen werden.
Das Vermittlungskonzept der documenta 12, für das Ulrich Schötker und Carmen Mörsch verantwortlich sind, wurde gestern in der Neuen Nationalgalerie in Berlin vorgestellt. Neben den professionellen Führern werden auch 70 Jugendliche, die zwischen 13 und 19 Jahre alt sind, geschult, um mit ihrer vielleicht ganz anderen Sicht durch die Ausstellung zu begleiten.
Gleichzeitig präsentierte sich die Sparkassen-Finanzgruppe als erster Hauptsponsor der documenta 12. Mit Stolz wurde darauf verwiesen, dass seit der ersten documenta im Jahre 1955 die Sparkasse zu den Förderern der documenta gehöre. Damals allerdings war es das Kasseler Kreditinstitut allein. 2007 wird sich die deutsche Sparkassen-Organisation an der Erprobung des neuen Vermittlungskonzeptes beteiligen. Sie wird leihweise iPods zur Verfügung stellen, die als Führer durch die Ausstellung dienen. Außerdem wird es bei Beginn der documenta 12 (16. Juni 2007) die Möglichkeit geben, die Audio-Dateien auf einen eigenen MP3-Player herunterzuladen. Die Sparkassen-Finanzgruppe veranstaltet außerdem einen Schülerwettbewerb, in dem Schüler Podcasts und Filme zu den drei Leitmotiven der documenta (Ist die Moderne unsere Antike? Was ist das bloße Leben? Was tun?) produzieren sollen.
Mithilfe des intensiven Vermittlungsprogramms will Buergel die documenta 12 als ein Gegengewicht zum Kunstmarkt positionieren. Ihm geht es im konservativen Sinne um ästhetische Erziehung, wobei er alle Akteure als Teil des Bildungsprozesses sieht, die Künstler ebenso wie die Besucher, die Ausstellungskuratoren wie die Führer.
HNA 22. 11. 2006

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