documenta fährt Saab

Schwedischer Autobauer wird zweiter Hauptsponsor der Kunstausstellung

Kassel. Nachdem der VW-Konzern aus wirtschaftlichen Gründen die Förderung der documenta 12 abgesagt hat, konnte der schwedische Automobilhersteller Saab neben der Sparkassen-Finanzgruppe als zweiter Hauptsponsor gewonnen werden. Die Zusammenarbeit mit der documenta hatte sich schon, wie berichtet, seit einiger Zeit abgezeichnet. Gestern wurde das Saab-Engagement in Rüsselsheim und Kassel offiziell bekannt gegeben.
Wie documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld auf Anfrage mitteilte, trägt die Unterstützung von Saab mit dazu bei, den documenta-Etat in Höhe von 19 Millionen Euro abzusichern und eine Anschubfinanzierung für den von documenta-Leiter Roger Buergel gewünschten Pavillon in der Aue zu leisten. Wie gemeldet, bemüht sich eine Stiftergruppe unter Führung von Arend Oetker um das Einwerben der Gelder für den Pavillon-Bau, der drei Millionen Euro kosten soll.
Sowohl Leifeld als auch Saab-Pressesprecher Patrick Munsch erklärten, dass über die Höhe der Förderung Stillschweigen vereinbart worden sei. Berichte, dass die Fördersumme bei einer Million Euro liege, wollten sie nicht bestätigen. Nach Auskunft von Munsch wird Saab außer einer direkten finanziellen Unterstützung auch eine Reihe von Wagen zur Verfügung stellen, die zum Transport von wichtigen Besuchern (VIPs) eingesetzt werden.
Das schwedische Unternehmen, das zu General Motors (GM) gehört, plant für Händler und Kunden Sonderaktionen zur und im Umfeld der documenta. Dabei will man das weltweite Engagement des Automobilbauers mit der globalen Ausrichtung der documenta 12 verbinden. Beide Seiten könnten davon profitieren.
Willy Fey, der Geschäftsführer von Saab in Deutschland, sieht gewisse Parallelen zwischen den Autos seines Unternehmens und der Kasseler Ausstellung. Die documenta schaffe mit ihrem Fünf-Jahres-Rhythmus eine gewisse Exklusivität. Die passe zu der Automarke ebenso wie die Individualität, auf die ebenfalls die Ausstellung setze. Die Nachricht, dass Volkswagen und auch die Bahn 2007 als Hauptsponsoren ausfallen würden, hatte vor einiger Zeit Sorgen ausgelöst, ob sich die documenta auch Sonderprojekte leisten könne.
Nun, da Saab als zweiter Hauptsponsor feststeht, ist man bei der documenta zuversichtlich, dass man auch die zusätzlichen finanziellen Hürden schaffe. Wie ausführlich dargestellt, will sich die Sparkassen-Finanzgruppe vornehmlich beim Vermittlungsprogramm der documenta 12 einsetzen und iPods für den Ausstellungsrundgang zur Verfügung stellen.
Nach Leifelds Angaben laufen derzeit noch Gespräche mit anderen potenziellen Unterstützern. Allerdings verbiete es sich, jetzt schon Namen ins Spiel zu bringen.
HNA 8. 12. 2006

Kommentar: Den Pavillon im Blick

Eine gute Nachricht. Mit der Marke Saab hat die documenta 12 einen Sponsor gewonnen, dessen Name für Qualität steht. Die schwedische Firma befand sich in der jüngsten Vergangenheit zwar ähnlich wie VW in Schwierigkeiten, doch offenbar setzt Saab eher auf Zukunft als der deutsche Konzern.
Was für die documenta erfreulich ist: Saab gibt nicht nur Fördermittel, sondern vertraut darauf, dass das Bündnis mit der Kasseler Ausstellung seinem weltweiten Ruf nutzt. Diese Hoffnung ist nicht aus der Luft gegriffen, denn keine der bisherigen Ausstellungen war global so kleinteilig vernetzt wie die documenta 12.
Der Pakt dient beiden. Vor allem Roger Buergel wird zufrieden sein, denn mit dem Sponsor-Vertrag ist er der Verwirklichung seines Traumes, in der Aue einen Pavillon zu bekommen, ein Stück nähergekommen. Es muss noch kräftig geworben und verhandelt werden, doch seit gestern ist die Vorstellung nicht mehr utopisch, dass eine neue Ausstellungsform erprobt werden kann.
HNA 8. 12. 2006

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