Ohne Kulturbahnhof

Als Ausstellungsort für Buergel schon länger kein Thema – Auch keine andere Nutzung

Kassel. Der Kulturbahnhof wird beim documenta-Rundgang im Sommer keine Rolle spielen. Gestern bestätigte documenta-Pressesprecherin Catrin Seefranz auf HNA-Anfrage, dass der Kulturbahnhof weder als Ausstellungsort noch in anderer Form genutzt werde. So wird die documenta 12 wahrscheinlich an folgenden Plätzen zu erleben sein: Museum Fridericianum, Neue Galerie, Aue-Pavillons und Bergpark mit Schloss Wilhelmshöhe.
Noch am Montagabend klang das anders, als der künstlerische Leiter der documenta 12, Roger M. Buergel, in einer gemeinsamen Veranstaltung von Kult-Netz und documenta-forum sagte: Der Kulturbahnhof sei als Standort dabei – nur nicht als Ausstellungsort. Gestern meinte die Pressesprecherin, hier handele es sich um ein Missverständnis. Seefranz erklärte, dass die Entscheidung schon länger feststehe und einvernehmlich mit den Betreibern des Kulturbahnhofs getroffen worden sei.
Der Südflügel des Kulturbahnhofs war 1997 zur Ausstellungshalle ausgebaut und erstmals von Catherine David in die documenta einbezogen worden. Sie schuf einen viel begangenen documenta-Parcours, der vom Bahnhof über die Treppenstraße zur Aue führte. Auch 2002 nutzte Okwui Enwezor den Südflügel als einen wichtigen Ausstellungsort.
Mittlerweile hat sich der Südflügel auch außerhalb der documenta als Ausstellungsforum bewährt. Erinnert sei nur an die Künstlerfest-Veranstaltungen, Abschlusspräsentationen der Kunsthochschule und die Video-Schauen „Monitoring“ zum jährlichen Dokumentarfilm- und Videofest.
Wie zu hören ist, hatte Buergel von Anfang an kein gesteigertes Interesse am Kulturbahnhof gehabt – wohl auch deshalb, weil er schon länger den Gedanken an einen völlig neuen Ausstellungsort gedacht hatte. Gleichwohl hatte es immer wieder Gespräche über eine mögliche Nutzung gegeben, da die Kasseler Kultur-Interessenten ein großes Interesse an der Stärkung des Bahnhofs haben.
Zeitweise hatte offenbar die documenta-Leitung daran gedacht, in den Kulturbahnhof mit einem Gastronomieangebot zu gehen. Vor diesem Hintergrund sind die Nutzer des Kulturbahnhofs gar nicht so unglücklich, dass die documenta bei ihnen nicht einzieht.
Sie haben nun für ihre eigenen Bedürfnisse endlich Planungssicherheit. Ob und wie der Südflügel von den Kulturbahnhof-Betreibern oder anderen genutzt wird, ist zur Zeit nicht klar. Es steht aber fest, dass die Caricatura parallel zur documenta 12 ihre fünfte große Ausstellung im großen Stil auf dem Bahnhofsgelände plant.
Catrin Seefranz bestätigte auch, dass das Filmprogramm der documenta 12 nicht in den Bali-Kinos des Kulturbahnhofs gezeigt werde.
HNA 26. 1. 2006

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