Der kanadische Video-Künstler Stan Douglas (Jahrgang 1960) ist gestern in Kassel mit dem Arnold-Bode-Preis ausgezeichnet worden, der an den Begründer der documenta erinnert.
KASSEL Wenn der künstlerische Leiter der Documenta 11, Okwui Enwezor, die Preisrede auf einen Video-Künstler hält und ihn dabei als herausragend würdigt, liegt die Vermutung nahe, dass dieser Künstler auch an der kommenden documenta teilnehmen wird. Enwezor schob diese Frage beiseite, um die ganze Aufmerksamkeit darauf zu lenken, in welche ehrenvolle Schar von Bode-Preisträgern der Kanadier Stan Douglas nun eingereiht werde. Trotzdem können wir sicher sein, dass wir bei der Documenta 11 eine neue Arbeit von Douglas kennen lernen werden. Douglas war bereits 1992 und 1997 mit Video-Installationen, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben, in der documenta vertreten. In seiner kurzen Dankesrede bezeichnete er die Kasseler Ausstellung als ein ausgezeichnetes Forum für junge Künstler. Okwui Enwezor würdigte Douglas als einen Künstler, der durch seine Auseinandersetzung mit Fotografie, Film, Fernsehen und Video zu einem anderen, kritischen Umgang mit Bildern einlade. Seine Arbeiten stellten die traditionelle Filmsprache infrage und stärkten die Position des Avantgarde-Films im Kampf gegen die Übermacht von Hollywood. Für Enwezor ist Stan Douglas ein Archäologe der visuellen Medien, dessen Arbeit sich dadurch auszeichnet, dass er mit dem Prinzip der Wiederholung (Schleife) experimentiert. Wie durch die Zusammenführung aus alten Materialien völlig Neues entstehen kann, dokumentierte der Film Overture, der während der Preisverleihung im Bali-Kino im Kasseler Kulturbahnhof gezeigt wurde. Der Film besteht aus rund 100 Jahre alten Dokumentaraufnahmen, die bei einer Eisenbahnfahrt durch die verschneiten Rocky Mountains aufgenommen wurden. Die Bilder von einer langsamen Fahrt durch eine urtümlich-fremde Welt hat Douglas mit poetischen Texten von Marcel Proust unterlegt. Die regelmäßige Wiederholung der sehr ruhig wirkenden Filmschleife führt dazu, dass man immer neue Elemente in dem Film entdeckt. Kulturdezernent Junge erinnerte in seinem Grußwort an die großartige Leistung, die Arnold Bode mit der Gründung der documenta 1955 vollbracht habe. Er trug erneut seine Idee vor, in der documenta-Halle ein Dokumentationszentrum für die Kasseler Ausstellung zu schaffen. Als Vorsitzender des Kuratoriums hatte Prof. Heiner Georgsdorf unter den Gästen auch Kanadas Botschafterin Bernard-Meunier und die vorige Preisträgerin Penny Yassour begrüßt. Stan Douglas ist der 16. Empfänger des seit 1980 vergebenen Bode-Preises, der mit 15000 Mark dotiert ist.
HNA 12. 11. 2001