Der Vertrag ist perfekt: Die Documenta 11 wird neben ihren traditionellen Spielorten mit den Hallen der ehemaligen Binding-Brauerei erstmals einen Industriestandort außerhalb des Zentrums haben.
KASSEL Strahlende Gesichter bei der Leitung der Documenta 11: Nach monatelanger Suche und umfangreichen Verhandlungen steht fest, dass die am 8. Juni nächsten Jahres beginnende Ausstellung neben dem Museum Fridericianum auf dem Gelände der früheren Binding-Brauerei ihren zweiten großen Standort haben wird. Sollte die Documenta 11 dort alle Hallen mit ihren 6000 Quadratmetern nutzen, würde sich die Ausstellungsfläche gegenüber 1997 nahezu verdoppeln. Doch, wie gestern Geschäftsführung und künstlerische Leitung bei der Schlüsselübergabe mitteilten, müsse jetzt erst einmal nach Gesprächen mit Architekten geklärt werden, wie viele Räume die Documenta 11 brauche und wie viele sie finanzieren könne. Unter anderem sind provisorische Einbauten für Video-Installationen beziehungsweise für Kunstobjekte geplant. Insgesamt befinden sich die Räume nach Einschätzung der Ausstellungsleitung in einem außerordentlich guten Zustand. Okwui Enwezor, der künstlerische Leiter, ist froh über den Zugewinn an Raum. Für ihn ist aber nicht von Bedeutung, ob die Ausstellung nun das 100 Jahre alte Kerngebäude oder die angebauten Hallen belegt. Wichtig ist ihm nur, dass er jetzt über genügend Raum für die auszuwählenden Arbeiten verfügt. Die Brauerei ist als Produktionsstandort 1999, zwei Jahre nach dem 100-jährigen Bestehen, geschlossen worden. Dass sich Bindung mit der Schließung aber nicht von der Region verabschiedet habe, will der Kasseler Binding-Direktor Heinz Christ durch die Kooperation mit der Documenta 11 demonstrieren. Inhalte des Vertrages wollte keine Seite mitteilen. Doch war zu hören, dass die Documenta 11 das am Hafen gelegene Gelände zu günstigen Bedingungen erhalten habe. Der Grund: Binding ist schon wie bei der documenta X Sponsor und Gastronomie-Partner. Wie berichtet, stehen als weitere Standorte der Documenta 11 das Museum Fridericianum, die documenta-Halle, der Südflügel im Kulturbahnhof und der Ausstellungsraum in der Orangerie fest. Die Brüderkirche, die ebenfalls im Gespräch war, wird nicht einbezogen. Jetzt gilt es für die documenta-Geschäftsführung, in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben einen zuverlässigen Zubringerdienst vom Friedrichsplatz zu der Außenstelle am Fuldahafen zu organisieren.
HNA 15. 12. 2001