Heitere Spiele mit der Malerei

Der Maler Sigmar Polke wird heute 65 Jahre alt – International gefragt

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen stellt sich der Maler Sigmar Polke ungern selbst dar. Er weicht Gesprächen aus und tauchte selbst dann in der anonymen Besucherschar unter, als er mit seinen Bildern einen großen Auftritt in der Biennale von Venedig (1986) hatte. Umso präsenter sind weltweit seine Werke. Polke, der dreimal an der documenta beteiligt war, wird heute 65 Jahre alt.
In Düsseldorf an der Akademie traf er als Student seinen Malerkollegen Gerhard Richter, mit dem ihn bis heute eins verbindet: Ihr Malstil zeichnet sich dadurch aus, dass sie keinen haben. Sie wechseln die Malweisen und die Materialien, um experimentierend die Ausdrucksmöglichkeiten zu erforschen. Dann wieder nutzte Polke Tisch- und Wolldecken als Malgrund für seine Bilder, mal ahmte er in naiver Manier Alltagsmotive nach.
Mit Gerhard Richter gehörte Polke in den 60er-Jahren zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „Kapitalistischer Realismus“, die sich sowohl von der damals vorherrschenden abstrakten Kunst als auch vom Sozialistischen Realismus in der DDR absetzen wollte. Der 1971 von René Block herausgegebene Katalog „Grafik des Kapitalistischen Realismus“ gehört zu den wichtigen Dokumenten der Kunst jener Zeit.

Der Gruppenname deutet auf das ironische Selbstverständnis der Künstler. Insbesondere Polke liebte es, sich zu maskieren und mit der Kunst zu spielen. Auf ein Bild mit einer schwarzen Ecke schrieb er: „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“ Und auf einem plakatartigen Gemälde mit dem Titel „Moderne Kunst“ trug er abstrakte Zeichen und Kleckse zusammen.
Mit seinen an der Alltagswelt orientierten Gemälden wurde Polke anfangs als die deutsche Antwort auf die amerikanische Pop-Art eingestuft. Doch dieses Etikett passte nur kurze Zeit, denn über die Ironisierung der Kunst entwickelte sich Polke zu einem Maler, der die Malerei selbst thematisierte.
Genauso überraschend und überwältigend wie die Bilder sind Polkes Objekte und Filme. Doch immer wieder kehrte er zum Bild zurück. Vor allem mit seinen Hydro- und Thermobildern, die auf Wärme und Feuchtigkeit reagieren, profilierte er sich als ein forschender Künstler.
HNA 13. 2. 2006

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