Allein das Da-Sein genügt

Sie sind Botschafter ihrer selbst: Eva & Adele sind dort, wo der Kunstbetrieb Feste hervorbringt. Jetzt haben sie ihre erste Ausstellung.

HANNOVER Wo sie auftreten, ziehen sie zwangsläufig die Blicke der Menschen auf sich und werden von Fotografen umringt: Eva & Adele in rosafarbenen Kleidchen, die Röcke kurz und die Beine durch Perlonstrümpfe weiblich akzentuiert, dabei glatzköpfig und dick geschminkt. Manchmal schweben sie Hand in Hand mit Flügeln in die Szenerie ein. Und wo die Gefahr droht, sie könnten übersehen werden, spannen sie ihre bunten Schirme auf.
Vor allem aber lächeln sie im Gleichklang. Sie lächeln, als kämen sie gerade vom Standesamt oder einer religiösen Erweckung. Und wenn sie etwas auf jeden Fall wollen – dann dieses Lächeln weitergeben. Zwei Botschafter des Glücks, die versuchen, die Trennung zwischen männlich und weiblich aufzuheben, die sich ins Zwitterhafte (Androgyne) flüchten wollen. „Coming out of the Future“ verheißen sie – wir kommen aus der Zukunft.
Antworten auf die vielen Fragen, die sich stellen, geben sie nicht. Wo bliebe auch ihre Faszination, wenn sie sich entblößten? Ihr bloßes Da-Sein genügt – ein wenig Provokation und eine Portion Karneval. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn die Fotografen auch zur Stelle sind. Die Ausstellung, die ihnen das Sprengel Museum Hannover eingerichtet hat, bestätigt das: Im bewußt kitschigen Rahmen werden da die Bilder von Eva & Adele gezeigt, die dokumentieren, wo und bei wem die beiden waren: Narzißmus in Reinkultur; die beiden bringen die Kunst des Medienzeitalters auf die Spitze und leisten am Ende dadurch auch Bewußtseinsarbeit.
Die Bilder selbst, die sich im Stil wiederholen, prägen sich ein, sind aber ohne neue Kraft. Es handelt sich um Zeichnungen, die Großfotos auf ihre Umrißlinien reduzieren. Es sind Bilder vom großen Jahrmarkt der Kunst.
HNA 11. 8. 1997

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