Vor zehn Jahren war der 1922 geborene Richard Hamilton einer der ältesten Künstler, die zur documenta X eingeladen waren. Seinen Ruhm hatte eine Collage aus dem Jahre 1956 begründet, in der Hamilton Motive der Konsumgüter zusammengefügt hatte. Durch die Arbeit war er zu einem Mitbegründer der Pop-Art geworden.
Doch nicht zur Würdigung seines Lebenswerkes hatte Catherine David Hamilton ausgewählt, sondern weil er immer noch ein Pionier der Kunstentwicklung war. Seine 1997 in Kassel gezeigte Arbeit war 1995 für eine Londoner Galerie entstanden:
Er hatte die Wände der Galerie einschließlich der Deckenstrahler fotografiert. In die sieben Raumansichten mit den leeren Wänden kopierte er Bilder von den Zimmern seines Hauses, auf denen auch einige ältere Arbeiten von ihm zu sehen waren. Die fertigen Bilder von den Galeriewänden mit den Ansichten aus seinem Haus hängte er exakt auf die Wände, die in den Bildern zu sehen waren. So reflektierten die Bilder den Raum, in dem sie hingen, und verwoben den öffentlichen und privaten Raum.
Damit war Hamilton einerseits seinem zentralen Thema, die Bedeutung und Wirkung der Bilder zu befragen, treu gebieben. Zum anderen hatte er die Collagetechnik, bei der in Zeitungen und Zeitschriften gefundene Bilder ausgeschnitten und in ein anderes Bild geklebt werden, souverän in die neue Technik übertragen: Seine Bildmontagen hat er am Computer bearbeitet, auf Leinwände kopiert und partienweise übermalt. So waren seine Bilder aus der Installation Seven Rooms auch ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit Fotografie und Malerei.
Für die Arbeit wurde Hamilton mit dem Kasseler Arnold-Bode-Preis ausgezeichnet. Anlässlich der Preisverleihung im Jahre 2000 richtete Hamilton in der Kunsthalle Fridericianum eine Ausstellung ein, die seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Neben kühlen Installationen aus jüngster Zeit, präsentierte er unter anderem die Rekonstruktion einer großen Collage aus der Frühzeit, die mit den Mitteln der Überwältigung durch Bilder (wie beim Monumentalfilm spielte.
Heute wird Hamilton 85 Jahre. Über die Werbung und das Industriedesign fand er zur Kunst. Er hat nicht bloß sein Leben lang mit Bildern gespielt, sondern die Herrschaft und Gewalt der Bilder immer wieder in Frage gestellt. Hamilton, der jüngst in Frankfurt den Max-Beckmann-Preis erhielt. ist einer der Giganten der modernen Kunst.
HNA 24. 2. 2007
Unendliches Spiel mit den Bildern
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