Gebäck für die Presse

1959 suchte Bode händeringend Betreiber für documenta-Cafés

KASSEL. Arnold Bode, Maler, Kunstprofessor und Gestalter, kümmerte sich als documenta-Organisator praktisch um alles. Zehn Tage vor der Eröffnung der II. documenta am 11. Juli 1959 schickte er an das Café Däche den Vertrag für den Betrieb zweier Cafés während der Ausstellung. Das eine sollte im Fridericianum 100 Gästen Platz bieten, das andere war für das Freigelände vor der Orangerie geplant.
Bode dachte an alles. Vom Café Däche wollte er auch einen Kostenvoranschlag für den Presseempfang erhalten, zu dem er 200 Gäste erwartete und denen er „Käsestangen, Käsegebäck, Säfte, deutschen Kognak und Apéritif“ anbieten wollte. Auch plante er eine Eröffnungsparty mit 800 bis 1000 Personen. Für die wollte er „einen leichten, trinkbaren Wein“ bestellen, den man zur Kalten Ente verarbeiten konnte.
Die Entscheidung, die beiden documenta-Cafés dem renommierten Kasseler Café Däche (früher Ecke Fünffenster-/ Obere Königsstraße) zu übertragen, war erst in letzter Minute gefallen.
Über mehrere Wochen hatte sich Bode in Briefen und Telefongesprächen um einen Betreiber bemüht. Das „Café Paulus“ hatte er ebenso angefragt wie das Hotel Hessenland, das Schlosshotel, die Brauerei Kropf und die Georg-Reiss-Betriebe. So schrieb er selbst an eine Porzellanfabrik um einen Kostenvorschlag für Geschirr zu bekommen, das er zum Hotel-Rabatt haben wollte.
Nachdem Bode sich von mehreren Kasseler Betrieben Absagen eingehandelt hatte, schwenkte er um und wollte die Kölner Blatzheim-Betriebe gewinnen.
Blatzheim hatte er als Gastronomiebetreiber in der Brüsseler Weltausstellung kennen gelernt. „Diesmal käme kein Kasseler Betrieb infrage, „weil wir eine Etage mehr eingerichtet haben und auch die Bestecke und das Geschirr müssten zur documenta passen, und ich glaube, das war doch in Brüssel gut gelungen““, schrieb er.
Doch Blatzheim sagte ebenfalls ab. Denn der Kölner Edel-Gastronom hatte gerade die Bewirtschaftung der Dortmunder Bundesgartenschau übernommen. Also kehrte Bode reumütig zu den Kasselern zurück und warb erfolgreich um das Café Däche. Parallel dazu bemühte er sich in mehreren Briefen bei den Reiss-Betrieben darum, das Café am Rosenhang, das verwittert sei, wieder in Schwung zu bringen. Schließlich wurde das gegenüberliegende Palais Bellevue documenta-Standort für die Grafik.
HNA 12. 3. 2007

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