Über die Sprachkunst zur Bildsprache gefunden

Der katalanische Dichter, Dramaturg und bildende Künstler Joan Brossa ist im Alter von 79 Jahren in Barcelona gestorben. Seine Ausstellung im Kasseler Fridericianum ist gut in Erinnerung.

BARCELONA/KASSEL Joan Brossa war in erster Linie Schriftsteller – ein Poet, der Gedichte, Theaterstücke und Drehbücher schrieb. Er stand dem Surrealismus nahe und fand über die Sprache zum Bild und Objekt. Aber immer fühlte sich der Katalane vornehmlich als Dichter. Also wurden seine bildnerischen Werke „Objekt-Gedichte“ genannt: Es sind kurze, pointierte Verse, die von der Sprach- auf die Ding-Ebene übertragen worden sind.
Als bildender Künstler ist Brossa erst spät wahrgenommen worden. Seinen ersten großen internationalen internationalen Auftritt erlebte er 1997, als seine Werke im spanischen Pavillon der Biennale von Venedig zu sehen waren. In Kassel war im Juli eine große Werkschau im Museum Fridericianum zu sehen.
In dem Moment, in dem man seine Arbeiten sieht, von ihrem Zauber umfangen und von ihrem poetischen Witz erheitert wird, wundert man sich, daß Brossa nicht früher entdeckt wurde. Dieser Künstler gehört in eine Reihe mit Duchamp, Broodthaers und Timm Ulrichs. Er deutet die Welt neu, ohne deren Bild völlig neu zu entwerfen, in dem das Alltägliche ins Absurde kippt.
HNA 31. 12. 1998

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