Pressestimmen (Expansion)

Catherine David traf Kritik am härtesten
Dirk Schwarze schildert die Geschichte der documenta im Spiegel der Berichterstattung in den Printmedien
Von Mark-Christian von Busse

Alle fünf Jahre zieht die documenta die Aufmerksamkeit der Kunstwelt auf sich – und der Hype wird von Mal zu Mal größer. Doch nur wenige deutsche Kunstkritiker haben die Entwicklung der Weltkunstschau über einen so langen Zeitraum so intensiv verfolgt wie Dirk Schwarze, Autor für Kultur und Sonderthemen der HNA. Schwarze schildert in einem gerade erschienenen Essay die Veränderungen der documenta im Spiegel der Kritik der Printmedien.
Schwarze zitiert bahnbrechende, amüsante und – sofern sie an Urteile über eine als „entartet“ diffamierte moderne Kunst anschließen – auch erschreckende Kritiken. Er zeigt die großen Linien und entscheidende Umbrüche auf.
„Je etablierter die documenta wurde, desto umfangreicher wurde die Berichterstattung“, stellt Schwarze fest. Auch überregionale Zeitungen begleiten die Ausstellung, die sich ihrerseits immer mehr dem außereuropäischen Raum geöffnet und immer mehr Ereignischarakter angenommen hat, inzwischen während ihrer gesamten Dauer aufmerksam, greifen immer wieder einzelne Aspekte auf, statt sich mit einem einzigen Artikel zu begnügen.
Harald Szeemanns documenta 5 war laut Schwarze ein entscheidendes Feld, auf dem „Schlachten um die Kunst der Moderne und Gegenwart ausgetragen wurden“. Jan Hoets documenta 9 war ein Meilenstein, weil die Rolle des Künstlerischen Leiters wie nie zuvor ins Blickfeld gerückt wurde. Beide Kuratoren wurden auch persönlich attackiert.
Unüberboten waren die Attacken jedoch bei Catherine Davids am härtesten umkämpfter Ausstellung, der zehnten. Schwarze vermutet, dass viele Kritiker nicht damit fertig wurden, dass sie es nun mit einer Frau an der Spitze der documenta zu tun hatten.
Mit Kunst, schreibt Schwarze, hatte dieses beispiellose „Kuratoren-Mobbing“ nichts mehr zu tun: „Es war, als wäre Catherine David ausgestellt worden.“
Schwarzes Fazit ist, auch weil die Kritik bei Okwui Enwezor und der documenta 11 wieder in ruhigere Fahrwasser kam, gleichwohl versöhnlich: „Die Kritik war besser als ihr Ruf.“
Dirk Schwarze: Die Expansion der documenta-Kritik, Band 16, Reihe „Schriften zur Kunstkritik“, Hrsg. Walter Vitt, Verlag Steinmeier, 48 S., 9,10 Euro.
HNA, 23. 3. 2007

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