KASSEL/IBIZA Im Alter von nur 48 Jahren ist der der spanische Bildhauer Juan Munoz einem Herzinfarkt auf der Insel Ibiza erlegen. Munoz zählte zu den erfolgreichsten Künstlern seines Landes. Seit dem Juni dieses Jahres zeigt die Tate-Modern-Gallery in London eine 115 Meter lange und 35 Meter hohe Installation von ihm. Er war in den wichtigen internationalen Ausstellung vertreten so in der Biennale von Venedig (1997) und in der Kasseler documenta IX (1992). Munoz hatte seine eigene Formensprache im Grenzbereich von Realismus und Surrealismus entwickelt. Seine menschlichen Figuren sind voller Poesie. Sie trumpfen nicht auf, sondern verbergen sich eher, drücken sich an den Rand wie im documenta-Sommer 1992, in dem der Spanier fast unauffällig eine Figurengruppe neben der Neuen Galerie platziert hatte. Die Körper hatten keine Beine, sondern wuchsen wie bei Stehaufmännchen aus Kugeln. Unbeweglich waren sie und wirkten verstört. Wie bei anderen Arbeiten von Munoz hatte man den Eindruck, als würden die Gesichter erstaunt in die leere Weite blicken. Aber selbst dann, wenn Munoz seine Figuren, die nie ganz lebensgroß sind, mit lachenden Gesichtern ausstattete, lag ein Zug von Künstlichkeit, Melancholie und Irrealität auf ihnen. Es war häufig so, als schauten sie durch einen Schleier.
HNA 30. 8. 2001
Poetische Figuren
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