Fridericianum als Kunsthalle

Das Museum. Fridericianum soll zwischen den documenten als Kunsthalle genutzt werden. Diese Absicht bekräftigten gestern die Stadt Kassel und das Land Hessen in einer gemeinsamen Pressekonferenz, in der offiziell die im vorigen Herbst vereinbarte Lösung verkündet wurde, derzufolge das Fridericianum insgesamt für die documenta gesichert werden soll.

Kultusminister Krolimann wies daraufhin, daß Voraussetzung für die Vereinbarung sei, dem Astronomisch-Physikalischen Kabinett zusammen mit dem Planetarium in der Orangerie eine neue Heimat zuzuweisen. Für documenta-Zwecke werde künftig nur noch ein Flügel im Erdgeschoß der Orangerie bereitgehalten.
Die mittlerweile bewährte Spielstätte des Staatstheaters im Fridericianum, das „tif“, soll auf Dauer in dem Museumsbau bleiben. Allerdings soll es nach Abschluß der Saison 1984/85 aus dem ersten Stock in den Keller umziehen.

Die Ausstellungs-Planungen für die unmittelbare Zukunft stehen im Schatten des noch notwendigen Innenausbaus. Dieser soll möglichst vom Herbst 1985 bis Ende 1986 über die Bühne gehen.

In diesem Jahr sind nach den gemeinsamen Darlegungen von Krollmann und Oberbürgermeister Eichel im Fridericianum noch folgende Ausstellungen geplant: „Krakauer Künstlergrafik“, „Portugiesische Gegenwartskünstler“ , „Das andere Amerika‘ und eine Schau des Internationalen Künstlergremiums. Im Frühjahr und Sommer 1985 soll das Haus dann im Zeichen der Brüder-Grimm- sowie der Hugenotten-Ausstellung stehen.

Für die zukünftige Entwicklung des Fridericianums als Kunsthalle ist an folgende Konstruktion gedacht: Die Staatlichen Kunstsammlungen Kassel bleiben Hausherr und tragen die Grundkosten (Hausmeister und Heizung). Das documenta-Büro übernimmt die Organisation (etwa Transport- und Versicherungsverträge). Die einzelnen Ausstellungen werden dann vom jeweiligen Träger ermöglicht; als Veranstalter kommen in Betracht: Staatliche Kunstsammlungen, Gesamthochschule und Stadt Kassel.

Kommentar

Das Wort klingt verheißungsvoll: „Kunsthaue Fridericianum‘. Und es überzeugt auch, daß sich alle verantwortlichen Stellen zu diesem neuen Ziel bekennen. Doch um es zu erreichen, genügt es nicht (wie geschehen), in einem unverbindlichen Konzeptpapier ein paar wohlklingende Ausstellungstitel aufzuführen, die man gern für Kassel reklamieren würde, sondern da heißt es ernsthaft Konsequenzen ziehen:

Kunsthallen beleben sich nicht von selbst, sondern müssen im harten Wettkampf um Projekte und vor allem Gelder errungen werden, Ausstellungen fallen einem nicht in den SchoB. Stadt und Land müssen also nicht nur das Geld für einen Hausmeister locker machen, sondern für eine professionelle Programmpla-:
nung. Ohne einen Ausstellungsleiter und ohne einen (wo auch immer angesiedelten) Ausstellungsetat bewegt sich nur wenig.

HNA 25. 2. 1984

Schreibe einen Kommentar