Höchste Zeit

Fridericianum ab 1988 Kunsthalle

Das Land Hessen und die Stadt Kassel schallen derzeit die Voraussetzungen dafür, das Stammhaus der documenta, das Museum Fridericianum, ab 1988 zwischen den documenten als Kunsthalle zu nutzen. In absehbarer Zeit soll eine „Museum Fridericianum Veranstaltungs-Gesellschaft gegründet werden. Die Stelle eines/r Ausstellungsleiters/leiterin ist bereits ausgeschrieben worden. Seine (ihre) Aufgabe wird wie folgt umrissen „… ein Veranstaltungsprogramm aufzubauen und durchzuführen, das der geschichtlichen Bedeutung des Hauses gerecht wird und der Tradition der bisher darin gezeigten Ausstellungen entspricht. Schwerpunkte… sollen sowohl die aktuelle Kunst als auch Wechselausstellungen mit Beständen der Staatlichen Kunstsammlungen sein.“
Uber die Besetzung der Stelle soll turnusgemäß alle fünf Jahre befunden werden. Als aussichtsreicher Kandidat gilt Volker Rattemeyer, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesamthochschule Kassel mehrere Studien zur Künstlerausbildung veröffentlicht und seit 1983 eine Reihe von Ausstellungsprojekten nach Kassel geholt hat. Die Konzeption für die Kunsthalle Fridericianum wollen Stadt und Land nächste Woche erläutern.

Kommentar

Die Kunstwelt hat sich daran gewöhnt, Kassel als eine Stadt zu sehen, die nur zur documenta-Zeit vorn großen Kunstbetrieb berührt wird. Heißt es jetzt umdenken, wenn ab 1988 das Museum Fridericianum als Ort für Wechselausstellungen geführt wird?
Es wäre sicher verfehlt, die Stadt auf einmal in die Konkurrenz zu den Künstmetropolen zu stellen. Eine Kunsthalle allein schafft dafür keine Basis. Andererseits sollte man die anzulockenden Touristenströme nicht überschätzen. Und doch müßte es möglich sein, einmal im Jahr eine Ausstellung anzubieten, die weit über die Region hinaus Resonanz findet.
Aber auch für die Region selbst gewinnt die Kunsthalle Bedeutung; Hier können sich beengte Museumsabteilungen endlich mit Themenausstellungen präsentieren, und hier werden Projekte, für die sonst kein Platz war, möglich.
Lange, allzu lange, haben die Stadt Kassel und das Land Hessen über das Nutzungskonzept verhandelt. Jetzt ist es höchste Zeit für die Ausarbeitung eines profilierten Ausstellungsprogramms. Denn nichts wäre für die Kunsthalle Fridericianum abträglicher als ein schwacher Start.

7. 5. 1986

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