Land und Stadt haben sich im documenta-Aufsichtsrat übereinstimmend für den Erhalt der Kunsthalle im Museum Fridericianum ausgesprochen. Das Museum Fridericianum ist und bleibt eine Kunsthalle für zeitgenössische Kunst. Das bisherige Ausstellungskonzept wird fortgeführt. Das sind beiden zentralen Sätze eines Grundsatzpapiers, das gestern vom documenta-Aufsichtsrat einmütig beschlossen wurde. Allerdings scheint es für die inhaltliche Ausfüllung des Konzeptes noch reichlich Klärungsbedarf zu geben. Andernfalls hätte der Aufsichtsrat nicht beschlossen, eine von Stadt und Land paritätisch besetzte Kommission zu berufen, die einen Beschlußvorschlag für die Fortführung der Kuristhalle erarbeiten soll.
Daß es diesen Diskussionsbedarf überhaupt noch gibt, hat zwei Ursachen: Sowohl die Stadt als auch das Land sind in der gegenwärtigen Situation für jede kostensenkende Maßnahme dankbar. Außerdem tauchen immer wieder Uberlegungen auf, in Teilen des Fridericianums auch Bestände aus den Staatlichen Museen zu zeigen. Und obwohl derzeit im Landesmuseum und in der Neue Galereie umfangreiche Arbeiten für die Aufnahme der 120 Meisterwerke für mindestens die nächsten drei Jahre laufen, ist wieder ins Gespräch gebracht worden, nach der documenta X die Meisterwerke wieder ins Museum Fridenicianum zu holen. Optimistisch stimmt jedoch, daß sich Stadt und Land grundsätzlich darauf verständigt haben, für die Zeit vom 1. Juli 1997 bis zum 31. 12. 2001 einen künstlerischen Leiter für die Kunsthalle zu berufen. Dabei ist aber nicht zu übersehen, daß die aus Kostengründen gesetzte Frist sehr kurz ist: Selbst ein findiger Ausstellungsmacher dürfte Mühe haben, innerhalb eines halben Jahres ein annähernd anspruchsvolles Ausstellungsprogramm auf die Beine zu stellen.
Der Aufsichtsrat nahm auch zustimmend einen Bericht von documenta-Leiterin Catherine David über den Planungsstand zur Kenntnis.
HNA 12. 10. 1996