Bitteres und Heiteres

Videos von Yael Bartana in der Kunsthalle Fridericianum

Die Ausstellungsreihe „5 Tage bis zum Ende der Kunst“, mit der Ren Block seine Arbeit als Leiter der Kasse- 1er Kunsthalle Fridericianurn beendet, hat ihre vorletzte Etappe erreicht. Als Mitghed Kuratorenwerkstatt in der Kunsthalle präsentiert Birgit Eusterschulte die israelische Künstierin Yael Bartana (Jahrgang 1970), die mehrere Video-Installationen vorstellt.
Es ist schon bemerkenswert, wie stark in dieser Reihe die Videokunst vertreten ist. Die Wahl dieses Mediums deutet darauf hin, dass es viele Künstler drängt, sich unmittelbar mit der Wirklichkeit auseinander zu setzen und gleichzeitig mit Hilfe der Filme Geschichten zu erzählen. Es sind überwiegend Erzählungen, die sich aus dokumentarischen Aufnahmen entwickeln, aber häufig eine neue Form der Wirklichkeit konstruieren.
Diese Beobachtung trifft auch für die Videos von Yael Bartana zu. Die Israelin versteht es, Emotionen zu wecken und mit nur kleinen Eingriffen einladende Inszenierung zu schaffen. Beispielsweise hat sie für ihren Film „You could be lucky“ (Du könntest Glück haben) einen kleinen, plüschigen Kinosaal herrichten lassen, in dem man sich in Kinostühlen bequem niederlassen kann. Gezeigt werden Szenen von einem Pferderennen in England, bei dem Volksfeststimmung herrscht und die Zuschauer fiebern, ob denn auch das Pferd, auf das sie gesetzt haben, gewinnt. Allerdings werden nur selten Bilder in der Totale gezeigt. Mal konzentriert sich die Kamera (von unten) auf die in den Himmel gereckten Köpfe, dann wieder kommen die Schuhe und Beine in den Blick oder die Hände, die die Wetteinsätze halten. Die schnellen Schnitte und die Konzentration auf die Details machen den Film zu einem parodistischen Vergnügen.
Vergnüglich und kurios geht es auch in dem Film „When Adar enters“ (Wenn Adar beginnt) zu. Gezeigt wird, wie orthodoxe Juden ausgelassen und verkleidet das Purimfest feiern. Es sind Bilder, die uns an Szenen aus dem Karneval erinnern. Aber in der Maskerade der Menschen liegt aber auch etwas Bitteres und Brüchiges. Geradezu erschreckend wirkt, wenn ein kleiner Junge das Fest nutzt, um in der Kleidung eines KZ-Häftlings herumzulaufen. Doch genau das zeichnet, die Arbeiten von Yael Bartana aus, dass sie die Zwischentöne herausarbeiten.

HNA 29. 9. 2006

Schreibe einen Kommentar