Mißverständnisse und Finanzlücke

Porzellan-Ausstellung verschoben

Die für den Sommer im Museum Fridericianum geplante Ausstellung „Porzellan aus China und Japan“ ist aus finanziellen und organisatorischen Gründen auf das Frühjahr des Jahres 1990 verschoben worden. Das Fridericianum bemüht sich derzeit darum, Stattdessen im Sommer die großformatigen Bilder des Jugendstil- künstlers Alfons Maria Mucha auszustellen. In den nächsten Wochen sollen die Verhandlungen mit der Tschechoslowakei, in deren Besitz die Bilder sind, anlaufen.
Die aufgeschobene Porzellanausstellung ist das erste gemeinsame Projekt von Fridericianum und Staatlichen Kunstsammlungen. Vorgestellt werden sollen die Schätze aus der ehemaligen Porzellangalerie der Landgrafen von Hessen-Kassel. Zur Verschiebung führten nach Auskunft der Beteiligten verschiedene Faktoren: Einerseits hat es offenbar Mißverständnisse in der Frage gegeben, ob die Staatlichen Kunstsammlungen Kassel allein oder gemeinsam mit em Museum Fridericianum als Veranstalter auftreten. Direkt verbunden mit dieser bis zum jetzigen Zeitpunkt immer noch ungeklärten Frage ist eine Finanzierungslücke bei dem Ausstellungsprojekt, das insgesamt 200 000 bis 300 000 DM kosten wird.
Als besonders kritischer Punkt erwies sich die Beschaffung der notwendigen Vitrinen. Weder die Kunstsammlungen noch das Fridericianum verfügen zum augenblicklichen Zeitpunkt über geeignete (innen beleuchtete) Vitrinen, die Voraussetzung für eine angemessene Präsentation sind. Es besteht allerdings begründete Aussicht, daß diese Vitrinen in einem Jahr bereitgestellt werden können. Auch hoffen beide Seiten, bis dahin weitere Mittel ansparen und einsetzen zu können, um dann diese nicht nur für Kassel wichtige kulturhistorische Sammlung vorstellen zu können.
Weitere, offenbar in ihrem Umfang nicht einkalkulierte Kosten ergeben sich aus dem Vorhaben, die Ausstellung durch Text- und Foto-Tafeln didaktisch aufzubereiten. Denn die Besucher sollen nicht bloß die schönen Objekte bewundern können, sondern auch erfahren, vor welchem Hintergrund diese Sammlung in Kassel zustande kam. Ein weiterer Verzögerungseffekt ergab sich dadurch, daß die Porzellansammlung von Grund auf katalogisiert und bewertet werden soll und daß sich diese Arbeit angesichts des knappen Personalbestandes als erheblich langwieriger als gedacht herausstellte. Das Ergebnis dieser wissenschaftlichen Aufarbeitung soll ein handbuchartiger Katalog sein, dessen Erstellung allein rund 100 000 DM kostet. Diese Kosten können langfristig aber durch den Verkauf wieder hereingeholt werden. D.S.

HNA 27. 1. 1989

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