Ende Juli hat Kunsthallenleiter Dr. Veit Loers Kassel verlassen, um seine neue Stelle als Direktor des Museums Abteiberg in Mönchengladbach anzutreten. Naheliegend wäre gewesen, man hätte die im Juni eröffnete Ausstellung Tobias Rehberger als Rahmen für die Verabschiedung von Loers genutzt. Aber diese Gelegenheit blieb ungenutzt; nun hatte ja Loers auch zugesagt, bis zum Jahresende dem Museum Fridericianum und seiner Assitentin Pia Witzmann beratend zur Seite zu stehen.
Jetzt war für die gestrige Eröffnung der Ausstellung Dem Herkules zu Füßen die Verabschiedung durch Kulturdezernentin Irmgard Schleier vorgesehen. Doch die Ankündigung – auch in der HNA- muß hinter den Kulissen ein Gerangel ausgelöst haben: Oberbürgermeister Georg Lewandowski, der sich schon mehrfach öffentlich zur Fortführung des Kunsthallenbetriebes im Fridericianum ausgesprochen hat, will an der Verabschiedung teilhaben und zugleich den neuen Kunsthallenleiter Prof. Tilman Osterwold vorstellen. Also mußten die Einladungskarten neu gedruckt werden, ließ Irmgard Schleier ihre Laudatio stecken und ist nun die Verabschiedung auf den 19. November angesetzt worden. An dem Tag soll die Ausstellung mit dem Arbeitstitel Lebensräume und Fotografie eröffnet werden, an der Loers auch noch mitwirkt.
Gleichwohl sprach Loers einige bilanzierende Worte: Er habe im Fridericianum versucht, das Ausstellungsprogramm lebendig zu gestalten, indem er etwa den stillen Bildern eines Robert Ryman die mit den Mitteln des Kitsches arbeitenden Werke von Jeff Koons gegenübergestellt habe. Er zeigte sich glücklich, daß trotz der Geldknappheit und Kürzungen das Programm ohne Stockungen habe durchgezogen werden können.
Veit Loers hat 1989 die Reihe Dem Herkules zu Füßen begründet, in der Künstler den jüngeren Generation vorgestellt werden, die eine biographische Beziehung zu Kassel haben. Die nun eröffnete Schau hat Pia Witzmann zusammengestellt und inszeniert. Sie gab eine kurze erläuternde Einführung in die Ausstellungsstruktur.
HNA 11. 9. 1995