Kassel erlebte ein großes Ausstellungswochenende. Erst gab es einen Massenansturm zum Start der Jugendstil-Schau im Fridericianum und dann einen Tag später im selben Haus (mit ebenfalls starkem Zuspruch) die Bode-Preis-Verleihung und Oursler-Eröffnung. Zwei wichtige Ausstellungen unter einem Dach, die sich in ihrer Gegensätzlichkeit gut ergänzen. Fast modelihaft könnte man das nennen.
Doch die erfreulichen Ereignisse wurden überlagert von einer Komödie, die sich kein Autor besser hätte ausdenken können: Wie da bei zwei Anlässen in einem halben Dutzend Ansprachen gute Zusammenarbeit vorgespielt, Positionen zum Streit um das Fridericianum bekundet und Versprechungen abgegeben wurden und doch gezielt aneinander vorbeigeredet wurde, war bühnenreif. Mit viel Raffinesse waren sich Ministerpräsident Hans Eichel und Oberbürgermeister Georg Lewandowski als Eröffnungsredner aus dem Weg gegangen. Und während unter vier, sechs und acht Augen in den unterschiedlichsten Konstellationen zur Zukunft der Kunsthalle und zum Spielort des Kunstvereins klare Worte gewechselt wurden, blieb alles vor dem großen Publikum Gesagte widersprüchlich. Soll man da lachen?
HNA 25. 11. 1996