Sparkurs, Proteste und ein Neuanfang

Auf einer riesigen Tafel in bunten Farben ist an der Außenfassade des Museums Fridericianum das Wort „Stadtsparkassel“ zu lesen. Kein Werbeeinfall, sondern der provozierende Beitrag von Heimo Zobernig zu der neuen Ausstellung „Nachtschattengewächse“ im Fridericianum.

Zerlegt man das irritierende Wort in die drei Bestandteile „Stadt spar Kassel“, gewinnt es gar einen Bezug zur aktuellen Sparpolitik und zur gestrigen Eröffnung. Bei der protestierten nämlich (mit einer Verspätung von fast fünf Monaten) die Kunststudenten gegen die Schließung der Bibliothek in Schloß Wilhelmshöhe. Die Museumsbibliothek ist seit Anfang Dezember fur Außenstehende nicht mehr zugänglich, da der für die Besucherbetreuung zuständige Mitarbeiter pensioniert wurde und dessen Stelle im Stellenpool des Landes verschwand. Außerdem äußerten die Studenten die Befürchtung, der Bibliothek des documenta Archivs könnte es ähnlich ergehen.

Kulturdezernentin Irmgard Schleier warnte davor, Kulturprojekte wie Lollis wegzuräumen. In Kassel sei Kultur immer nur auf gesunde Diät gesetzt worden, könne also nicht weiter abspecken. Sie kündigte für den Sommer öffentliche Gespräche mit der Freien Szene darüber an, wie man angesichts von Einsparforderungen, die Kulturarbeit konsolidieren könne.

Als erfreulichen Neuanfang bezeichnete sie die Zusammenarbeit von Fridericianum und Caricatura, die mit der Ausstellung „Wer darf Satire?“ bis 27. Juni in dem Hause zu Gast ist. Solche Kooperationen werde man künftig stärken müssen, meinte Frau Schleier. Kunsthallenleiter Dr. Veit Loers hatte zuvor seine Ausstellungsprojekte „Nachtschattengewächse“ und „Museum auf Zeit“ vorgestellt.

HNA 17. 5. 1993

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