Block: Muss noch verhandelt werden

René Block soll, wie gemeldet, bis Ende 2006 Direktor der Kasseler Kunsthalle Museum Fridericianum bleiben. Ob es dazu kommt, muss der Verlauf der Vertragsverhandlungen zeigen.

Durch unsere Zeitung hat René Block (Jahrgang 1942) erfahren, dass er bis Ende 2006 Direktor der Kunsthalle Museum Fridericianum bleiben werde. Kassels Oberbürgermeister Georg Lewandowski hatte dies am Montag mitteilen lassen. Doch ob Block tatsächlich auch nach der Documenta11 das Ausstellungsprogramm im Fridericianum gestalten wird, ist keineswegs sicher. Erst einmal müsse, so Block gestern auf Anfrage, über die Arbeitsbedingungen verhandelt werden.
Im Moment steht nur fest, dass der documenta-Aufsichtsrat, der von der Stadt Kassel und dem Land Hessen getragen wird, documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld beauftragt hat, mit Block über die Verlängerung seines Vertrages bis 2006 zu verhandeln. Den Anstoß zu dem Beschluss hatte ein Kommentar unserer Zeitung gegeben.

Doch Leifeld kann in den Verhandlungen nur das zusagen, was Stadt und Land zu finanzieren bereit sind. In der Beziehung haben Leifeld und Block in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gesammelt: Bis wenige Tage vor dem Start seiner ersten Ausstellung in Kassel (,‚Echolot“, März 1998) war unklar gewesen, ob die Stadt Kassel ihren Beitrag in Höhe von 1,05 Millionen Mark zum documenta-Etat, aus dem auch die Kunsthalle finanziert wird, in voller Höhe leisten werde. Wäre es zu der geplanten Kürzung um 425000 DM gekommen, hätte auch das Land entsprechend gekürzt und Blocks Ausstellungsprogramm wäre hinfällig gewesen.

Auch später gab es finanzielle Unsicherheiten für die Kunsthalle. Grundsätzlich aber ist die Ausstattung für das Haus (gemessen an seiner Größe) und das Programm (mit seiner bundes- weit anerkannten Qualität) zu schmal. Block, der es geschafft hat, in seiner Annäherung an Randzonen der Kunst solche Künstler und Werke vorzustellen, die auch später von anderen Häusern eingeladen wurden, hätte eine Ausstellung wie „Das Lied von der Erde“ aus dem normalen Etat nicht finanzieren können. Nur weil Block als Kurator internationaler Ausstellungen (Biennalen Sydney, Istanbul, Kwangju) über reiche Kontakte verfügt und weil er immer auch direkt oder indirekt den Bezug zur documenta herstellt, macht er für Kassel Außerordentliches möglich.

Bei seinen Vertragsverhandlungen denkt Block nicht daran, wie Kasper König vor seinem Wechsel an das Kölner Museum Ludwig, spektakuläre Bedingungen zu stellen. Aber es müsse kleine, spürbare Verbesserungen geben. Er und sein kleines Team hätten zwar bisher durchgehalten, aber länger als vier Jahre könne man das nicht leisten. Die Basis müsse breiter und sicherer werden.

Sollten, wie für die documenta-Stadt zu hoffen ist, die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden, bliebe für die nächsten Jahre im Fridericianum ein gutes und eingespieltes Team erhalten. Denn documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld (Jahrgang 1949) hat kürzlich seinen Vertrag um weitere fünf Jahre (bis Ende 2005) verlängert, nachdem er zwischenzeitlich schon einmal aus Frust über die Rahmenbedingen die Brocken hinschmeißen wollte.

HNA 18. 10. 2000

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