Kunsthalle pausiert ab Jahresende

Noch bis zum 30. Dezember zeigt die Kunsthalle Fridericianum ihre Ausstellungen „Kassel am Meer“ und Giuseppe
Chiari. Im nächsten Jahr pausiert die Kunsthalle wegen der Documenta 11.

Kunsthallen-Direktor René Block ist es in seinen vier Kasseler Jahren gelungen, ein konsequentes und dabei spannungsreiches Programm zu entwickeln. Gleich mit seinem ersten Projekt, der Ausstellung „Echolot“ ‚ stellte er weitreichende internationale Bezüge her, um die Wechselbeziehung von Zentrum und Peripherie sichtbar zu machen. Ebenso programmatisch wandte er sich am Ende seiner Reise durch die Kunstwelt der hiesigen Szene zu, die sich unter dem Titel „Kassel am Meer“ noch bis Ende des Monats vorstellt. Im kommenden Jahr wird das Fridericianum für die Documenta11 (8. Juni bis 15. September) gebraucht.

Immer wieder schaffte es Block, Künstler zusammenzuführen, deren Arbeiten Zeitstimmungen spiegeln oder aktuelle Probleme aufgreifen. Dass er dabei stets eine Verliebe für die Künstler hatte, die sich der Dada-Bewegung verpflichtet fühlen und zu der Fluxus-Bewegung gehörten, machte seine meist am Rande mitlaufende Ausstellungsreihe „Kunst und Musik“ deutlich. Auch die dem Italiener Giuseppe Chiari gewidmete Ausstellung, die parallel zu „Kassel am Meer“ zu sehen ist, gehört in diese Reihe.

Die Ausstellung ist natürlich längst nicht so explosiv wie die Aktionen, mit denen der gelernte Jazz-Musiker Chiari an die Offentlichkeit trat. Doch provokant ist sie allemal, da Chiari gern den Chaoten spielt, der alle Konventionen verneint, der Notenblätter zerschnibbelt und übermalt, der mit Wortfetzen jongliert und am Ende doch Botschaften an die Wand bekommt, die voller Witz, Nachdenklichkeit und Poesie sind.

Mit seinem Ausstellungsprogramm hat Block der Kunsthalle Fridericianum zu einem unverwechselbaren Profil verholfen. Dabei profitierten er und die Kunsthalle von den vielfältigen Beziehungen, auf die Block dank seiner internationalen Ausstellungsarbeit zurückgreifen kann. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass der Vertrag mit Block erneuert wurde und dass er von 2003 bis 2006 erneut das Ausstellungsprogramm im Fridericianum gestalten wird.

Für seine zweite Kasseler Zeit hat Block auch bereits erste Vorstellungen entwickelt: Einen seiner Schwerpunkte sieht der Ausstellungsleiter in Südosteuropa. Nachdem er 1998 mit neun Künstlerinnen aus der Peripherie der westlichen Welt begonnen hatte, will er 2003 unter dem Titel „In den Schluchten des Balkans“ mit Künstlern und Projekten aus neun Ländern starten. Davor (Herbst 2002) will Block eine Fluxus-Ausstellung in Wiesbaden arrangieren.

HNA 21. 12. 2001

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