Erst Litauen, jetzt Neuseeland

Kommenden Mittwoch um 17 Uhr gestaltet Tobias Berger den zweiten „Jour Fixe“-Termin in der Kunsthalle Fridericianum. Er präsentiert die „Fluxfilm Anthology“ begleitend zur Fluxus-Ausstellung. Einen Tag später bricht er nach vier Jahren seine Zelte in Kassel ab, um in Auckland auf Neuseeland für zwei Jahre die Leitung des Ausstellungsinstitutes „Art-space“ zu übernehmen.

Damit erhält Berger (Jahrga 1968) innerhalb nur weniger Monate seine zweite große internationale Aufgabe. Im vorigen Herbst hatte er in Vilnius in Litauen die 8. Baltische Triennale Internationaler Kunst organisiert. Rückblickend ist er stolz darauf, dass es ihm gelang, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, die international eigentlich nur Beifall fand, und dass er kein Defizit machte, obwohl der Etat für westeuropäische Verhältnisse winzig war.

Es ist nicht alltäglich, dass Ausstellungsleiter auch rechnen können. Tobias Berger aber hat seit Anbeginn seiner kuratorischen Tätigkeit auch die wirtschaftliche Seite mit im Blick, denn nicht umsonst hat er neben der Kunstgeschichte in Bochum auch Wirtschaftswissenschaften studiert.

In der Kunsthalle Fridericianum war Berger zuständig für Reihen, in denen junge Künstler (oft noch Studenten) vorgestellt wurden. Am liebsten denkt er an die erste Ausstellungsserie zurück, in der im wöchentlichen Wechsel im Zwehrenturm junge Künstler ihre Arbeiten präsentierten. Selbstbewusst weist Berger darauf hin, dass etliche von ihnen mittlerweile in der internationalen Szene ihren Platz haben.

Tobias Berger ist mit der Kunst und insbesondere mit den Werken der Fluxus-Künstler groß geworden. Seine Eltern trugen eine namhafte Sammlung zusammen, von der einige Teile in den 80er- Jahren in der Neuen Galerie zu sehen waren. Über diese Sammlung lernte er schon als Kind René Block kennen, bei dem er dann, als der das Ausstellungsprogramm des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) organisierte, als Student ein Praktikum absolvierte Das war 1995, als Block die Fluxus-Ausstellung zusammentrug, die in aller Welt gezeigt wurde und derzeit in der Kunsthalle zu sehen ist. Berger gehörte in den folgenden Jahren zu dem Team, das rund um die Welt den Aufbau und Abbau der Ausstellung betreute. Sich jetzt von diesem Kind verabschieden zu müssen, fäll ihm schwer.

Dafür kann er nun in Auckland nach eigenem Ermessen Künstler und Ausstellungsthemen auswählen. Dabei freut er sich darauf, die vitale regionale Szene kennen zu lernen. Daneben will er Platz schaffen für relativ kurzfristige internationale Präsentationen. Auch wird es zu seinen Aufgaben gehören, Wanderausstellungen zu organisieren.

HNA 18. 1. 2003

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