Gut gerüstet für den Alltag

Bis zum 23.Novenber läuft in der Kunsthalle Fridericianum die Ausstellung „In den Schluchten des Balkan“, an der 88 Künstler beteiligt sind. In einer Artikelfolge stellen wir einzelne Arbeiten vor.

In seinen Film „Bowling for Columbine“ berichtet Michael Moore über eine amerikanische Bank, in der man als Dreingabe für eine Kontoeröffnung eine Waffe erhält. In einen Land, in den der Waffenbesitz von vielen Menschen als Grundrecht angesehen wird, erstaunt das nicht.

Man muss unwillkürlich an Michael Moores Film denken, wenn man die Installation von Lina Theodorou sieht. Die griechische Künstlern Lina Theodorou spitzt Moores Beobachtung zu einer Vision zu: Man blickt auf ein Waschmittelregal, in dem zu jedem Paket Waschpulver als Gratisbeigabe eine Handfeuerwaffe angeboten wird.

Der Nam e des Waschmittels, der in Weiß auf grünen Grund prangt, setzt das Fantasiespiel fort. Denn die Bezeichnung „Bleed“ für den Weißmacher heißt bluten. Schräg vor dem Wandregal steht ein Einkaufswagen, und im Hintergrund ist ein Video zu sehen, in dem Frauen auf dem Markt mit der Frage des Waffenkaufs konfrontiert werden.

Lina Theodorou treibt nicht nur Scherze. In einer Region, in der zeitweise die Selbstbewaffnung zum Alltag gehörte, ist es denkbar, dass der Waffenkauf zu einem ähnlichen Routinegeschäft wird wie der von Lebens- oder Waschmitteln. Mehr noch : Wenn man sieht, wie auf manchen Internetseiten die Anschaffung von Waffen für den privaten Schutz propagiert wird, dann gleicht es einen Wunder, dass nicht noch mehr Menschen gut gerüstet und zur Gewalt bereit sind.

Die Arbeit von Lina Theodorou dokumentiert auf eindringliche Weise, dass nur wenige Schritte zwischen den verschiedenen Welten liegen – auf der einen Seite die Volksbewaffnung als Mittel zur Selbstbefreiung und auf der anderen Seite der Glaube an das Recht zur Selbstverteidigung und auf Selbstjustiz Durch die ironische Übertreibung erreicht die Botschaft punktgenau ihr Ziel.

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