Nachdenken mit Hilfe der Malerei

Bis zum 23. November läuft in der Kunst halle Fridericianum die Ausstellung „In den Schluchten des Balkan“, an der 88 Künstler beteiligt sind. In einer Artikelfolge stellen wir einzelne Arbeiten vor.

Die neuen Medien verdrängen die Malerei. Das gilt auch für diese Ausstellung. In ihr geben Videoarbeiten, Fotografien und Installationen den Ton an. Die Malerei spielt fast keine Rolle. Ein Grund dafür mag auch darin gesehen werden, dass die neuen Medien die besseren Mittel für die unmittelbare Reflexion und Kommentierung gesellschaftlicher und politischer Zustände bereit zu halten scheinen.

Aber die Malerei ist deshalb keineswegs am Ende. Sie gibt auch nicht auf. Im Gegenteil: Die Albanerin Edi Hila erhebt sich mit ihrer Malerei über die neuen Medien. Sie macht sich in ihren arbeiten die Bilder, die das Fernsehen alltäglich ausstrahlt, untertan, indem sie sie als Motive der Malerei einsetzt.
Die Botschaft ist klar und von weitem erkennbar: Man sieht den Ausschnitt aus einer Nachrichtensendung. Der schwarze Rahmen macht den Monitor erkenntlich, und die rot gekleidete Ansagerin wird zur Leitfigur der Bilderfolge.

Damit offenbart die Malerei, die die im Fluss befindlichen Bilder anhält, ihre analytische Kraft. Sie macht nämlich bewusst, dass die Ereignisse, von denen das Fernsehen berichtet, zu optischen Signalen werden, die verschwimmen und sich damit der Wahrnehmung und der Erinnerung entziehen. Richtig markant setzt sich nur die Erscheinung der freundlichen Ansagerin durch. Daraus ergibt sich die Frage: Wird möglicherweise das Nebensächliche zur Kernbotschaft des Fernsehens?

Die Malerei beweist damit ihn Lebenskraft. Sie kann das Medium Fernsehen reflektieren und gleichzeitig illustrieren, wie sich unser Verhältnis zur Wirklichkeit verändert hat. Denn wir haben uns daran gewöhnt, die Welt durch ein Bildschirmformat hin durch zu betrachten und uns an Leitfiguren zu halten, die über
den Fortlauf der Geschichte berichten. Die gemalten Bilder schaffen Distanz – nicht nur zum Fernseherlebnis, sondern auch zu unseren eigenen Sehgewohnheiten. Und wir wissen gleich, worum es geht.

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