Kunsthalle lockt mit mehr Angeboten

Am 19. Januar, 14 Uhr, startet die Kunsthalle Fridericianum ein Experiment, für das es andernorts schon gute Vorbilder gibt. Dann sollen nämlich Saskia Flusemann (13) und Jelena Toopeekoff (14), beide Schülerinnen der Reformschule, andere Kinder zwischen sechs und 15 Jahren durch die Ausstellung „Fluxus in Deutschland“ führen. Beide Mädchen haben durch die Beschäftigung mit Ausstellungen schon auf sich aufmerksam gemacht. Kunsthallendirektor René Block verspricht sich durch diese spezielle Kinderführung einen erfrischenden Zugang zu der Ausstellung.

Bei der gestrigen Eröffnung der Fluxus-Ausstellung kündigte Block weitere zusätzliche Angebote an das Publikum an: Mittwochs ist der Besuch der Kunsthalle frei. Jeweils mittwochs soll um 17 Uhr eine „Jour Fixe“-Veranstaltungsreihe laufen, in der Vorträge und Diskussionen oder Filmvorführungen zu erleben sind. Starttermin ist der 15.Januar; es wird ein Unkostenbeitrag von 2,50 Euro erhoben.

Daneben wird es weiterhin Themenführungen und die Sonntagsführungen um 15 Uhr geben. Zur festen Einrichtung soll ein „Langer Abend“ werden, der stets am letzten Freitag einer Ausstellung veranstaltet werden soll.

In seiner Begrüßungsansprache vor großem Publikum schilderte Block die Anfänge der Fluxus-Bewegung in den 60er-Jahren. Dabei offenbarte er, wie auch in einigen Vitrinen mit dem Dokumentationsmaterial belegt wird, dass er ab 1964 als junger Galerist in Berlin ein wichtiger Träger und Vermittler der Fluxus-Bewegung war.

Daher überrascht es nicht, dass er später, als er das Ausstellungsprogramm des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart leitete, die Zeit dazu nutzte, um zusammen mit Gabriele Knapstein eine Fluxus-Sammlung aufzubauen, die seit 1995 durch die Welt reist.

Blocks Nachfolgerin bei der ifa, Ursula Zeller, erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass der deutschen Öffentlichkeit verständlicherweise kaum bekannt sei, dass ständig 50 Ausstellungen der ifa im Ausland unterwegs seien. Allein die Fluxus-Ausstellung habe bisher 20 Stationen durchlaufen. Block habe damals einen mutigen Schritt getan, als er nicht nur deutsche Künstler versammelt habe, sondern unter dem Stichwort „Fluxus in Deutschland“ auch die ausländischen Künstler berücksichtigen konnte, die hier gewirkt hatten. Eine kenntnisreiche Einführung in die Fluxus-Bewegung, die sie als Netzwerk beschrieb, gab Gabriele Knapstein.

Unmittelbar zuvor hatte der Kasseler Kunstverein die Ausstellung „Jagdszenen“ von Dieter Schwerdtle eröffnet. Renate Rothkegel charakterisierte in ihrer Rede auf einfühlsame Weise die verschiedenen Werkgruppen, die Schwerdtle zur Kunst vor stellt. Die Neugestaltung der
Kunstvereins-Räume, über die wir berichtet haben, fand bei den Besuchern allgemein Beifall.

Kommentar

In die Offensive

Das Wort, dass Kassel nach einer documenta in ein Kunstloch falle, stimmt lange nicht mehr. Trotzdem verhalten sich manche so, als gäbe es die Kunsthalle und die anderen Ausstellungsangebote zur aktuellen Kunst nicht und als müsse man nun auf die Erleuchtungen des Jahres 2007 warten.

Dabei hatte, um nur ein Beispiel zunehmen, die Ausstellung „Echolot“ 1998 Künstlerinnen vorgestellt, von denen man einige in entscheidender Position in der Documenta 11 wieder traf.

Dass manche Kasseler diesen Zusammenhang noch nicht erkannt haben, sollte man nicht beklagen. Man muss etwas dagegen tun, man muss in die Offensive gehen. Daher kann die Kunsthallen-Leitung nur ermutigt werden, wenn sie neue Vermittlungs-Angebote bereit hält. Die Führung von Kindern für Kinder könnte sogar ein Renner werden.

HNA 15. 12. 2002

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