Der Maler auf dem Weg zu sich selbst

Frankfurter Ausstellungen zu Max Beckmann

Der Maler Max Beckmann wurde 1884 in Leipzig geboren. 1950 starb er in New York. Seine längste und produktivste Schaffensphase aber hatte er in Frankfurt, wo er 1917 sein Atelier einrichtete und von 1925 bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten (1933) an der Städelschule lehrte.

Der Mainmetropole als seiner zweiten Heimat setzte er mit seinem Gemälde „Der Eiserne Steg“ ein bleibendes Denkmal. Allerdings muss, wer das Bild sehen will, in die Kunstsammlung Nordrhein- Westfalen (Düsseldorf) fahren. Frankfurt gingen durch die Säuberungsaktionen der Nazis insgesamt neun Beckmann-Werke verloren. Doch dank einer klugen Ankaufspolitik verfügt das Frankfurter Städelmuseum heute über zwölf Gemälde von dem Künstler, der seinen so ganz eigenen Stil auf der Grundlage des Expressionismus entwickelte. Schlüsselbilder wie „Die Synagoge Frankfurt“, „Eisgang“ und „Bildnis Käte von Porada“ sind darunter.

Derzeit feiert Frankfurt den Maler Beckmann vierfach. Im Städelmuseum wurde der Gemälde-Bestand, durch einen Prospekt begleitet, ins Rampenlicht gerückt. Gleichzeitig zeigt das Museum Grafiken aus dem Frühwerk. Im Zentrum stehen die Lithographien, die, anders als die späteren Radierungen, nicht auf die Linie, den Umriss und die kantige Figur, sondern auf die weichen, malerischen Flächen setzen. Ihren besonderen Reiz gewinnt die Ausstellung dadurch, dass zum Vergleich der Kompositionen Grafiken von Rembrandt, Munch, Liebermann und Corinth herangezogen werden. Diese Durchmischung wertet die Ausstellung auf, führt allerdings nicht immer weiter. Auch das Museum Moderne Kunst, das sonst nur die aktuelle Gegenwart im Blick hat, lockt mit Beckmann und zeigt dessen Lithographien in der Konfrontation zu Arbeiten von Thomas Demand.

Die umfangreichste und gewichtigste Sonderausstellung präsentiert die Kunsthalle Schirn mit den Aquarellen und Pastellen Beckmanns. Viele dieser Blätter waren bisher selten zu sehen. Sie lassen in vorzüglicher Weise studieren, wie Beckmann allmählich zu sich selbst fand – wie er erst in seiner Weimarer Studienzeit sehr malerisch, fast impressionistisch begonnen hatte und wie sich dann in der Malerei immer stärker grafische Elemente durchsetzten, wie seine Figuren expressiver und kantiger wurden.

Allerdings wirken viele der Aquarelle und Pastelle leichter, freundlicher und farbiger als die Gemälde, die für Beckmann repräsentativ sind. Das hängt ursächlich damit zusammen, dass der Maler in diesen Papierarbeiten die Schattenzonen nicht so massiv herausarbeitete und dass er auch sparsamer mit den schwarzen Umrisslinien für die Figuren und Gegenstände umging. Weiterhin gewinnt die Ausstellung dadurch, dass sie auch eine Reihe privater Bilder enthält und Einblick in die Werkstatt des Malers gibt.

HNA 5. 4. 2006

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