Bilder für „Hamlet“

Elvira Bach schuf Bühnenprospekte

Als die Berliner Malerin Elvira Bach vor sieben Jahren in Kassel Station machte, auch um ihre damalige Gastdozentur an der Gesamthochschule vorzubereiten, sagte sie im Gespräch fast nebenbei:. Vielleicht kann ich hier auch mal ein Bühnenbild für das Staatstheater malen.“

Als Bühnenbildnerin hatte Elvira Bach gar keine Erfahrungen. Doch dank ihrer Jobs war sie im Theater, in der Berliner Schaubühne, groß geworden. Die Theateratmosphäre hatte sie gepackt. Warum sollte sie an einer Inszenierung nicht auch einmal mitwirken können? Aber der damalige Wunsch schien ungehört verklungen zu sein, bis im vorigen Herbst aus Kassel die Anfrage kam, ob Elvira Bach für die „Hamlet“-lnszenierung die Bühnenbilder malen wolle.

Für ein richtiges Bühnenbild sei die Zeit zu kurz gewesen, meint jetzt die Malerin im Gespräch. Die Offerte habe sie dennoch gern angenommen: „Ich konnte gar nicht nein sagen.“ Mit ihren Entwürfen für sechs Prospekte, die im Malersaal zu Riesenbildern vergrößert wurden, setzt Elvira Bach eine 1989 begonnene Reihe fort; denn Regisseur Jaroslav Chundela hat für seine Kasseler Shakespeare-Inszenierungen die ins Abseits gedrängte Tradition der gemalten Bühnenprospekte wiederbelebt: Für „Romeo und Julia“ (1989) verpflichtete er als Maler den kritischen Realisten Johannes Grützke, ein Jahr später schuf der bitterböse Zeichner Roland Topor Bilder und Kostüme für „Antonius und Cleopatra“ und nun hat sich die prominenteste deutsche „wilde“ Malerin mit „ Hamlet“ auseinandergesetzt.

Die Entwürfe für die Prospekte kamen nicht aus Berlin, sondern aus Dakar (Senegal), wo Elvira Bach rund zwei Monate im Jahr lebt und arbeitet. Sie sucht dort die Ruhe, den anderen, den langsameren Rhythmus. Aber sonst, so versichert sie gleich, „arbeite ich dort weiter, als ob ich in Berlin wäre.“ Nicht ganz, denn wenn sie von der faszinierenden Auflehnung Hamlets spricht und gleich hinzufügt, daß genau das in Afrika fehle – das Wegkommen von den Einflüssen der Familie – dann merkt man, daß diese Ausflüge in die Fremde an der Malerin doch nicht spurlos vorübergehen.

Elvira Bach bedauert, daß sie den vielen Hamlet-Bildern im Kopf hinterhermalen mußte. Sie habe zwar ihr Bestes gegeben, „aber so ganz frei konnte ich gar
nicht sein“.

HNA 7. 3. 1991

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