lntensive Suche nach dem Bild des Menschen

Edgar Augustin tot

Der Bildhauer Edgar Augustin war ein Mittler zwischen Tradition und Moderne. Er fühlte sich der klassischen Plastik verpflichtet, suchte aber stets nach Wegen, wie er das Bild des Menschen in eine zeitgemäße Form bringen könnte. Der aus Recklinghausen stammende Künstler, der in Hamburg und im schleswig-holsteinischen Jersbeck lebte, starb jetzt kurz vor Vollendung seines 60. Lebensjahres. Augustin wurde nachhaltig von seinem Lehrer Gustav Seitz geprägt. Seine zentralen Arbeiten, monumental wirkende Büsten und Torsi, verweisen mit ihrer Stilisierung direkt auf den Meister.

Vor allem in seinen Holzplastiken löste sich Augustin von seinem Vorbild: Er baute die großen Skulpturen aus groben Holz- stücken zusammen, die er klebte, verdübelte und glättete und die eine faszinierende archaische Wirkung entfalten. Edgar Augustin hat seine stehenden, und sitzenden Figuren, seine Büsten und Akte mal in Bronze, mal in Holz gestaltet. Dabei überschritt er immer wieder den Grenzbereich vom Realen zum Magischen. Wie stark Augustin seine Figuren auf den Raum bezog, dokumentieren seine Zeichnungen, die er als gleichwertiges Werk neben seinem plastischen Schaffen ansah.

Frühzeitig gewann Edgar Augustin, der sich 1969 als freier Künstler niedergelassen hatte, Anerkennung. Er erhielt das Stipendium für die Villa Massimo in Rom und den Hamburger Edwin Scharff-Preis. Seit Ende der 70er Jahre hatte er wiederholt erfolgreiche Ausstellungen in Japan gehabt.

HNA 29. 10. 1996

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