Der fotografische Realismus, auf der documenta 5 in breiter Form vorgestellt, ruft bei vielen Intellektuellen die entschiedenste Kritik hervor. Und gerade ihr Vorwurf, hier werde eine rein auf den Handel zugeschnittene Kunstrichtung präsentiert, wird durch die documenta indirekt bestätigt: Die in Kassel registrierten Kaufwünsche bezogen sich bislang fast ausschließlich auf die großformatig gemalten Fotografien. Für ein Volkswagen-Bild von Don Eddy müßten dabei rund 13000 DM ausgegeben werden. Ben Schonzeits „Olé“ kostet 14000 DM und Richard Artschwagers „The Portrait“ gar 25600 DM.

Endgültig verkauft ist noch keines der Bilder, weil bei den Verhandlungen auch über die Übernahme von Transport-, Zoll- und Versicherungskosten gesprochen werden muß. Doch es stehen nicht nur die Bilder zum Verkauf, sondern zum Beispiel auch Panamarenkos Luftschiff, das mit 120 000 DM ausgezeichnet ist. Teuerer als das Luftschiff sind noch Bertram Weigels „Rad“ mit 215 000 DM und Lucas Samaras „Autopolaroids“ (Selbstdarstellungs-Dokumentation) mit 640.000 DM.

Die durchschnittlichen Preise liegen etwa zwischen 3000 und 10000 DM. Doch auf der documenta gibt es auch Billigeres wie Luciano Castellis „Mein Taschentuch“ (500 DM) und Fritz Schweglers „Effeschiaden“ (je 400 DM). Wenn man jedoch Interesse an Anatol Herzfelds „Arbeitshütte“ aus Holz hat, dann muß man schlicht den Künstler selbst fragen, zu welchem Preise er das Blockhaus hergibt.

Verkäuflich sind aber nicht nur die von Künstlern .angefertigten Objekte und Bilder, sondern auch anonym Hergestelltes, wie sie in den Abteilungen Trivialkunst gezeigt werden. So sind in die Preisliste aufgenommen „je zwei Flipperscheiben“ zu 900 DM, ein Grabstein der Firma Rieger zu 500 DM und schließlich ein ‚Album mit Oblaten“ zu 700 DM. Allerdings spekuliert die documenta-Gesellschaft gar nicht so sehr darauf, daß nun auch aus diesen Bereichen einzelne Objekte Käufer finden. Vielmehr denkt man daran, daß hier ein Museum als Interessent auftreten könnte.

HNA 20. 7. 1972
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