Documenta 11 als Kraftakt gewürdigt

Kritiker-Umfrage von „art“

Die Documenta 11 ist in der jährlichen Kritiker-Umfrage des Hamburger Kunstmagazins „art“ zum Ausstellungsereignis des Jahres 2002 gekürt worden. Sieben von zehn internationalen Kritikern setzten die Kasseler Ausstellung, die von dem Afroamerikaner Okwui Enwezor geleitet wurde, auf Platz 1. Damit hat die Ausstellung, die 650 000 Besucher anlockte, eine Art Ritterschlag erhalten.
Das zählt umso mehr, als in der Vergangenheit bei den „art“-Umfragen die documenta nie zuvor eine vergleicbare Anerkennung zuteil wurde. 1987 und 1992 fanden sich jeweils gerade drei von zehn Kritikern bereit, die documenta zum wichtigsten Ereignis zu erklären. 1997 rief die Kasseler Weltkunstschau in der Umfrage weit mehr Kritik als Lob hervor. Gerade eine Kritikerin lobte das Unternehmen von Catherine David. Allerdings war das allgemeine Presse-Echo nicht so eindeutig negativ.
In der neuen Umfrage nun preisen die Kritiker die Documenta 11 keineswegs uneingeschränkt; einige haben sogar Buchschmerzen dabei. Trotzdem steht für die sieben fest, dass, wie „art“ -Chefredakteur Axel Hecht schreibt, „Enwezors Bemühen, die Kulturen der Welt über die Kunst in Kontakt zu bringen, ein großer Kraftakt zum Nutzen aller war“.
Das beste Zeugnis stellt die New Yorker Kritikerin Kim Levin der Documenta 11 aus: „Elegant, intelligent, großzügig und bemerkenswert schlüssig“ nennt sie die Ausstellung. Enwezor habe Arnold Bodes ursprüngliche Absicht weitergeführt und sie habe belegt, „dass Kunst, trotz letztlicher Unzugänglichkeit, von überragender Bedeutung sein kann“.
Harald Fricke (,‚tageszeitung“) sieht die Rolle der Documenta 11 ähnlich. Die Ausstellung habe bewiesen, „dass in der Kunst durchaus Möglichkeiten stecken, um ökonomische, ideologische und soziale Konflikte mit Intelligenz und Leidenschaft sichtbar zu machen“.
Die Bedenken gegenüber der Documenta 11 beziehen sich unter anderem auf die vorgeschalteten Plattformen, die Dorothee Müller (,‚Süddeutsche Zeitung“) als Ärgernis empfand. Und Ludmilla Vachtova („Weltwoche“) ist sich nicht sicher, ob der „humanistische Schub“ der Documenta 11 tatsächlich ein Zeichen neuer Ernsthaftigkeit oder eher Folge allgemeiner Suggestion war.
Zu den herausragenden Arbeiten der Documenta ii rechnen einzelne Kritiker Thomas Hirschhorns „Bibliothekshüttendorf“ sowie die Installationen von Tania Bruguera und Choreh Feyzdjou.

HNA 6. 1. 2003

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