In einer Alptraumlandschaft

Raum von Mark Manders

Kunst, die ratlos macht. Kein zweiter Raum der Documenta 11 verunsichert so stark wie der von Mark Manders in der Binding-Brauerei. Das fängt damit an, dass
Manders vor die Wände noch einmal eine halbhohe Mauer aus rohen Steinen gesetzt hat. DieMauer schließt die einzelnen Arbeiten zu einem Bild zusammen, engt aber auch ein.
Man glaubt sich auf einem schwankenden Boden, auf dem es keinen Halt gibt. Die Maßstäbe sind verschoben – hier sind Möbel verkleinert, da sind Ratten ins Riesenhafte vergrößert. Immer wieder stößt man auf Objekte (Skulpturen), die ausschauen wie eine Maschine oder ein architektonisches Modell, die sich aber der verständlichen Erklärung entziehen. Leitfiguren für diese Rätselhaftigkeit sind die beiden Zwillingsgestalten, die auf einem niedrigen Tisch stehen. Sie scheinen einem Genlabor entsprungen zu sein. Tritt man näher, sieht man aber noch die bräunliche, lehmartige Masse, aus der sie geformt sind.

Mark Manders stellt sich hier als ein großer surrealistischer Erzähler vor. Er präsentiert seine einzelnen Geschichten in Umrissen, verweigert uns als Betrachtern aber die Ausführung im Detail und damit die Antworten auf unsere Fragen. So wird der Weg durch den Raum zu einem Spaziergang durch eine Alptraumlandschaft, in der die Modelle einer entfremdeten Welt zu sehen sind. Gesteigert wird die Beunruhigung durch die Todeslandschaft im hintersten Raum.

HNA 12. 9. 2002

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