Schleier: Barrieren und Blockaden

Im Streit mit documentaGeschäftsführer Roman Soukup hat Kulturdezernentin Irmgard Schleier Oberbürgermeister Lewandowski aufgefordert, für eine normale Kommunikation zu sorgen.
Der zwischen Kulturdezernentin Irmgard Schleier und documenta-Geschäftsführer Roman Soukup entfachte Konflikt schwelt weiter. In einer gestern im Rathaus einberufenen Pressekonferenz hat die Kulturdezernentin die von der HNA beschriebenen Streitpunkte weitgehend bestätigt. Als Ursachen nannte sie „vielfältige Informationsbarrieren und Blockaden der Zusammenarbeit durch die Geschäftsführung“. Vor allem beklagte sie sich darüber, daß sie keinen direkten Kontakt mit der in Paris lebenden documenta-Leiterin Catherine David habe: „Ich weiß über die documenta gar nichts.“ Wohl habe sie nichts dagegen, im Beisein des documenta-Geschäftsführers mit Catherine David zu sprechen, doch sei es „äußerst schädlich“, wenn Soukup erkläre, die documenta würde er mit Frau David machen, und wenn er die Kulturdezernentin am vertraulichen Gespräch mit der documenta-Leiterin hindere: „Ich lasse mir nicht vom Geschäftsführer den Weg vorschreiben.“
Mit Nachdruck erklärte Irmgard Schleier, daß sie sich zu keinem Zeitpunkt konzeptionell oder künstlerisch in die Geschäfte der documenta GmbH eingemischt habe, daß sie den Streit für einen Nebenkriegsschauplatz halte und daß sie „das Thema auf eine sachliche Ebene“ zurückführen wolle. Auf die Frage, wie der Konflikt ausgeräumt werden könnte, sagte sie, der Oberbürgermeister sei als documenta-Aufsichtsratsvorsitzender gefordert. Er müsse dafür sorgen, daß eine normale Kommunikation zur documenta-Planung möglich werde.

Ergänzend teilte Irmgard Schleier am Nachmittag der HNA mit, daß der Konflikt bis nach Wiesbaden Wellen geschlagen habe. Karl Weber, der zuständige Referent im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, werde Ende März ein klärendes Gespräch mit ihr und documenta-Leiterin Catherine David führen.
Die Kulturdezernentin legte dar, in welcher Weise sie mit der documenta aufgrund ihres Amtes zu tun hat: Sie ist Mitglied im Aufsichtsrat als dem „obersten Dienstherrn der Geschäftsführung“. Des weiteren ist sie zuständig für die „Zusammenarbeit mit der documenta und Fridericianum-Veranstaltungs GmbH“. Darüberhinaus oblag es ihr, den Konsolidierungsbeschluß (Sparmaßnahmen) für die documenta GmbH umzusetzen.

Im Verlaufe der Pressekonferenz schilderte Irmgard Schleier noch einmal detailliert den bisherigen Gang der Diskussion um die Ottoneums-Nutzung während der documenta. Die Stadt habe einerseits gegenüber dem Museum und dessen weltberühmten Sammlungen eine große Verpflichtung, sei aber der documenta weit entge
gengekommen. Die Präsentation der wertvollsten Stücke im Erdgeschoß beeinträchtige eine documenta-Nutzung in den Obergeschossen nicht.

HNA 4. 3. 1995

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