Ottoneum als documenta-Standort?

Welche Gebäude werden neben dem Museum Fridencianum und der documenta-Halle möglicherweise in die nächste documenta (1997) einbezogen? Kommt erneut das Ottoneum in Betracht, das 1992 einen sehr stillen und poetischen Ausstellungsort bildete und das jetzt saniert und als Naturkundemuseum umgebaut werden soll?

Wie documenta-Geschäftsführer Roman Soukup erklärte, ist noch nichts entschieden. Allerdings sei richtig, daß sich documenta-Leiterin Catherine David anläßlich ihres jüngsten Kassel-Besuchs einen ersten Überblick über mögliche Orte der documenta 10 verschafft habe. Dabei hat sie sich insbesondere
für das Ottoneum interessiert.

Bereits im Mai hatte die Ausstellungsmacherin erklärt, daß für sie das Fridericianuin das unbestrittene Ausstellungszentrum sein werde. Im Zusammenhang mit dem anstehenden Umbau von Schloß Wilhelmshöhe hatte es außerdem schon die Spekulation gegeben, ob die docurnenta 1997 mit einem Ausstellungsteil in die dann teilsanierte (aber wahrscheinlich noch nicht wieder eingeräumte) Gemäldegalerie einziehen könnte.

HNA 1. 10. 1994

Kein Naturkundemuseum bis 1998?

Das Ottoneum soll in die nächste documenta (1997) einbezogen werden. Das bedeutet: Das seit Juli 1993 geschlossene Naturkundemuseum kann frühestens 1998 wiedereröffnet werden.
Wie schon ihr Vorgänger Jan Hoet bei der documenta IX will Catherine David bei der für 1997 geplanten documenta das Ottoneum als Aus-
stellungsort nutzen. Der documenta-Aufsichtsrat hat auf seiner jüngsten Sitzung nach Auskunft von Oberbürgermeister Georg Lewandowski dieses Vorhaben ausdrücklich begrüßt. Derzeit ist das im Ottoneum beheimatete Naturkundemuseum geschlossen, weil das sanierungsbedürftige Gebäude mit Hilfe der Städtebauförderung umgebaut und modernisiert werden soll.

Laut Lewandowski muß geprüft werden, in welchem Bauzustand das dann umgebaute Ottoneum der documenta übergeben werde. Möglicherweise sei es sinnvoll, das Naturkundemuseum erst nach der documenta 10 einzurichten. Das hätte zur Folge, daß die Sammlung nicht vor 1998 wieder gezeigt werden könnte.
Nach Auskunft von Stadtbaurat Hellweg ist die Ausbauplanung für das Ottoneum so weit gediehen, daß das Gebäude Mitte 1996 bezugsfertig sei. Deshalb ist für Hellweg die Frage, in welchem Zustand das Haus der documenta überlassen werde, kein Thema.

Die bereitgestellten Mittel (7,8 Millionen Mark) müßten termingerecht verbaut werden; ein Splitten der Baumaßnahmen sei nicht denkbar. Allerdings ziehen einige Mitglieder des documenta-Aufsichtsrates, wie zu hören ist, den Fertigstellungstermin Sommer 1996 in Zweifel. Einige Ausschreibungen liefen bis Ende 1996.
Kulturdezernentin Irmgard Schleier will beide Interessen unter einen Hut bringen. Sie bietet, wie sie auf Anfrage erklärte, Catherine David die Kooperation auch im Ottoneum an, will aber dafür sorgen, daß möglichst bald das Naturkundemuseum wieder zugänglich und nutzbar wird. Vorausgesetzt, auch der Innenausbau wäre noch 1996 abzuschließen, wäre ihrer Meinung nach eine Teileröffnung des Naturkundemuseums möglich.

Warum, so fragt sie, sollte nicht die historische Sammlung (künftig im Erdgeschoß) im Dialog mit der documenta-Kunst zu sehen sein. Daher müsse man so schnell wie möglich mit der documenta-Leiterin das Gespräch suchen, um ihr das architektonische wie inhaltliche Konzept darzustellen und ihre Raumvorstellungen zu erkunden.

HNA 21. 1. 1995

Streit ums Ottoneum

Steht das Ottoneum der documenta zur Verfügung? Catherine David, Leiterin der documenta, möchte kein fertig ausgestattetes Museum für ihre Ausstellung nutzen.

In der gestrigen Sitzung des documenta-Aufsichtsrates ist fraglich geworden, ob für die nächste documenta (1997) neben dem Museum Fridericianum und der documenta-Halle auch das Ottoneum (Naturkundemuseum) zur Verfügung stehen kann.

Zwar sollen bis dahin die Sanierung und der Umbau des Ottoneums abgeschlossen sein – Kulturdezernentin Irmgard Schleier setzt auf die Fertigstellung im Sommer 1996 -‚ doch möchte documenta-Leiterin Catherine David kein fertig ausgestattetes Museum für ihre Ausstellung nutzen, sondern ein leeres und neutrales Haus. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Jan Hoet hält sie nichts von einem Dialog aktueller Kunst mit Museumssituationen. Also wünscht sie, so ist nach übereinstimmender Einschätzung aus ihrem Vortrag vor dem Aufsichtsrat zu schließen, das leere Ottoneum für die documenta.

Kulturdezernentin Schleier sicherte der documenta-Leiterin bei der Raumsuche nach eigenem Bekunden zwar ihre Unterstützung zu, machte aber auch deutlich, welchen Stellenwert das Naturkundemuseum besitze und welche Verpflichtungen die Stadt gegenüber den Bürgern habe. Daher sei es kaum denkbar, das fertige Ottoneum für mindestens eineinhalb Jahre nicht als Naturkundemuseum zu nutzen. Außerdem seien im Konzept schon detailliert Farbgebung und Beleuchtung für das Haus festgelegt worden. Aufgrund dieser Konfliktsituation beauftragte der Aufsichtsrat die documenta-Geschäftsführung, bis Mitte Februar ein Anforderungsprofil für das Ottoneum zu erstellen, damit dann eine endgültige Entscheidung über die Einbeziehung des Ottoneums fallen kann.

Der Aufsichtsrat nahm zustimmend zur Kenntnis, daß unter der Regie des documenta-Archivs und des Kulturamtes einige Veranstaltungen zum 40. Jahrestag der ersten documenta stattfinden sollen. Das Zentrum wird eine Fotoausstellung bilden, die die erste documenta vorstellt.

In der Sitzung wurde ferner die positive Besucherentwicklung im Museum Fridericianum begrüßt: Im vorigen Jahr wurden 29 000 Eintrittskarten verkauft, nachdem 1993 nur 11 000 zahlende Besucher gezählt worden waren. Die Doppelausstellung „120 Meisterwerke“ und Andy Warhol lockte demnach in den ersten sieben Wochen mehr als 10 000 Besucher an. Für die hier ansässigen Kunstfreunde bietet das Fridericianum jetzt übrigens auch, wie documenta-Geschäfisführer Roman Soukup erklärte, eine Jahreskarte für 50 Mark (ermäßigt 30 Mark) an.

HNA 26. 1. 1995

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