Kunstprojekte in Brauerei-Hallen

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Die künstlerische Leitung der Documenta 11 verhandelt derzeit über die Nutzung eines Industriestandorts. Heißer Favorit sind die Hallen der früheren Binding-Brauerei am Kasseler Hafen.

Wie ihre Vorgängerinnen will auch die Documenta 11 neue Räume für sich erobern. Erstmals werden das industrielle Hallen sein. Nachdem lange
Zeit zwei alte Thyssen-Hallen mitten im Industriegebiet im Gespräch gewesen waren, zielen die derzeit laufenden Verhandlungen auf die Nutzung der vor genau zwei Jahren geschlossenen Binding-Brauerei am Kasseler Hafen. Ein Vertrag soll in den nächsten Wochen abgeschlossen werden.

Documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld meinte gestern auf Anfrage, es sei noch zu früh, diese Bemühungen zu kommentieren. Seiner Darstellung nach stehen auch noch andere Orte zur Diskussion. Auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände gibt es das historische, rund hundert Jahre alte Hauptgebäude sowie einen Neubau mit vier Hallen. Insgesamt stehen 6000 Quadratmeter Fläche zur Verf ügung. Allerdings ist nicht ausgemacht, ob auch alle Säle und Hallen für die Ausstellungszwecke genutzt werden. Das ist schließlich auch eine Frage der Kosten – wenn man an eventuelle Einbauten oder an die Bewachung denkt.

Da die Arbeit in der Brauerei hygienischen Ansprüchen genügen musste und einige Räume offenbar noch kurz vor der Schließung neu ausgerüstet wurden, gilt der innere Zustand der Hallen als hervorragend.

Wenn es zu dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen kommt, wäre es das erste Mal, dass die documenta außerhalb des Innenstadtbereichs einen Ausstellungsort anbietet. Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass es zwischen dem documenta-Kernbereich (Fridericianum) und dem Brauerei-Gelände eine verlässliche Busverbindung (Shuttle) gibt. Da die Brauerei unmittelbar am Fuldahafen liegt, ist auch schon mit dem romantischen Gedanken gespielt worden, während der Documenta 11 ein wenig Venedig zu spielen. So, wie es für Biennale-Besucher in Venedig selbstverständlich ist, mit dem Schiff (Vaporetto) über die Kanäle zu fahren, könnten die Ausstellungsbesucher mit dem Boot auf der Fulda von der Orangerie zum Hafen gebracht werden. Doch es steht in den Sternen, ob das realisierbar ist, zumal auf der relativ kurzen Strecke auch eine Schleuse passiert werden muss.

Die Brauerei-Hallen wären der sechste Spielort der Documenta 11. Die anderen fünf sind das Museum Fridericianum, die documenta-Halle, die Brüderkirche, der Südflügel des Kulturbahnhofs und der Raum für Wechselausstellungen in der Orangerie, der Verbindungsglied zu Projekten in der Karlsaue sein könnte.

HNA 28. 11. 2001

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