Schnelle Resonanz

Sonderberichte von ARD (Sonntag, 23. 35 Uhr) und ZDF (Montag, 22.30 Uhr)

Nie zuvor war der Wettlauf der Medien um einen ersten Bericht über die Kasseler documenta so groß und vom Tempo her so intensiv. Den Ausstellungsmachern mag das nur recht sein, dient es aber auch der gründlichen Information der (möglichen) Besucher? Nach der Sondersendung von Aspekte (am Montag) mußte man im Zweifel sein. Die Bilderfülle war zwar groß und frisch, auch gab es schon eine Reihe wichtiger kritischer Anmerkungen, doch die Ausstellung und ihre Eigenarten gingen darin unter.

Beispielsweise wartete man bei der Aspekte-Sendung auf den versprochenen Rundgang vergeblich, dafür gab es ein ausführliches Porträt von Salomé, das wenig mit der Kasseler Schau zu tun hatte. Und als die Vormachtstellung eines Galeristen innerhalb der Ausstellung unterstellt wurde, unterließ man es, konkret und namentlich auf ihn hinzuweisen (oder ihn zu interviewen), obwohl er oft und lange im Bild gezeigt wurde.

Ganz anders und wesentlich besser war der am Abend zuvor ausgestrahlte ARD-Sonderbericht, ebenfalls eine Stunde lang. Zu Anfang gab es einen Einstieg in die Ausstellung nach den Vorgaben der Macher. In nur wenigen Minuten erschloß sich einem das Konzept. Dann aber ging das Fernsehteam seinen eigenen Weg durch die Ausstellung und öffnete dabei dem Zuschauer den Zugang zu den einzelnen Kunstwerken über den thematischen Schlüssel „Menschenbild“. So eingehend, so sachbezogen und so sinnlich (bei aller Aufklärung) ist selten eine Ausstellung in ihren einzelnen Bestandteilen im Fernsehen vorgeführt worden.
HNA 22. 6. 1982

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