documenta – und was noch?

Der Kulturfahrplan für das documenta-Jahr 1987 stand im Mittelpunkt des 4. Kulturgespräches, zu dem Kulturreferent Hans-Bernhard Nordhoff in die Neue Galerie eingeladen hatte. Der Andrang der Künstler, freien Gruppen und Ausstellungsveranstalter war groß. Man versuchte aber nicht, wie bei den vorangegangenen Gesprächen zur Jazz-, Theater- und Literatur-Szene, eine Bestandsaufnahme der Reserven und Defizite. Ja, es kam nicht einmal ein regelrechtes Gespräch zustande. Es fand vielmehr ein ausführlicher Austausch über die Programmplanungen für den documenta-Sommer statt. Die Analyse muß noch erfolgen.
Die Grundlage für das docunienta-Jahr umriß Manfred Schneckenburger, der künstlerische Leiter der documenta. Er schilderte in groben Zügen die Konzept-Überlegungen und deutete (wie auf der Pressekonferenz) die Schwerpunktbildungen an. Als eine besondere Offerte an die anderen Veranstalter erwies sich der Hinweis auf das von der documenta geplante 1 40seitige Programmbuch. In diesen Terminkalender sollen auch alle Ausstellungen und Aufführungen aufgenommen werden, die parallel zur documenta in Kassel stattfinden.

Ein Ziel Nordhofls ist es, zu verhindern, daß in der documenta-Zeit nach Ausstellungsschluß in Kassel wieder „tote Hose“ herrscht, also nichts los ist. Einige Ansätze zur Lösung dieses Problems sind erkennbar:

Das Staatstheater verlängert seine Spielzeit um drei Wochen und plant zum documenta-Start ein Theaterfestival; außerdem soll das „tif“ den Sommer hindurch bespielt werden – ausgesuchte Gastspiele werden das Performance-Programm ergänzen. Außerdem wird eine Reihe mit .Jazz-Konzerten geplant.

Bei der Ausstellungsplanung zeichnen sich folgende Projekte ab: Die Neue Galerie wird erstmals während einer documenta ihre zeitgenössische Sammlung zeigen können, zu der auch herausragende Werke von documenta-Künstlern zählen. Zudem will die Neue Galerie mit einer Sonderausstellung aus dem Bereich der Malerei aufwarten.

Im Kunstverein werden in einer Schau Kataloge als Kunstwerke vorgestellt. Gerne würde der Kunstverein auch die Zeichnungen und Modelle zu den documenta-Skulpturen präsentieren. Doch derzeit ist noch nicht sicher, ob das die documenta nicht selbst leisten kann.

Während die Galerie Winkenjohann im documenta-Sommer ausschließlich Werke von Tremezza von Brentano zeigen wird, will die Galerie M im Zwei- oder Drei-Wochen Rhythmus möglichst vielen Künstlern Ausstellungsmöglichkeiten geben. Außerdem wird von einem Verein eine Karikaturen-Ausstellung geplant. Prof. El Attar will wie vor fünf Jahren eine internationale Ausstellung in der Halle K 18 inszenieren. Dieses Mal lautet das Thema „Gruppenkunstwerk“.

Das Aktionstheater will ein bespielbare Skulptur im Auepark aufstellen und für Aufführungen benutzen. Kulturrerent Nordhoff sucht den Standort für ein Zelt, in dem auch Gruppen aus der Region auftreten können.
Schließlich soll ein(e) documenta-Schreiber(in) inthronisiert und wieder ein Künstle fest gefeiert werden.

HNA 12. 11.1986

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